Leitfadeninterview für die Bachelorarbeit – Beispiele & Ablauf

15.05.18 Interview Lesedauer: 10min

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Leitfadeninterview

Definition: Leitfadeninterview

Das Leitfadeninterview ist eine Erhebungsmethode der qualitativen Forschung (vgl. Lamnek; Krell 2016: 213). Als Leitfadeninterview werden Interviews bezeichnet, die durch einen Leitfaden mehr oder weniger stark strukturiert werden (vgl. Stigler; Felbinger 2012: 141).

Häufig gestellte Fragen

Es ist eine strukturierte Interviewmethode , die sich an deinen zuvor erstellten Leitfaden hält. Das Leitfadeninterview ist ein Mittel der qualitativen Forschung. Die Aspekte des Forschungsthemas werden in Stichpunkten oder in Fragevorschlägen dargestellt. Die Befragten sollten möglichst detailliert antworten, es besteht aber die Möglichkeit die angesprochenen Themen durch weitere Fragen zu vertiefen.

Interviews werden in der Regel in drei Gruppen kategorisiert: strukturierte, halbstrukturierte und unstrukturierte Interviews. Bevor man mit dem Interview beginnt muss man sich für eine der drei Interviewkategorien entscheiden:

  • Das streng strukturierte Experteninterview weicht nicht von dem erstellten Fragebogen ab
  • Während dem halbstrukturierten Interview überlegt man sich vorher die Fragen zum Thema, aber geht während dem Interview flexibel mit diesen Fragen um
  • Im unstrukturierten Interview geht es hauptsächlich darum den Befragten frei erzählen zu lassen

Du kannst bei der Erstellung bei bestimmten Kategorien innerhalb deines Interviews variieren, wenn du weiterhin den Überblick behältst.

Hilfreich ist direkt zu Beginn eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Dies beginnt mit einer Begrüßung und einer persönlichen Vorstellung. Man erklärt die Ziele des Interviews und bestimmt den zeitlichen Rahmen. Anschließend kannst du so vorgehen:

  • Weise daraufhin, dass das Interview aufgenommen wird und Inhalte veröffentlicht werden können
  • Wichtig ist das Einverständnis zu bekommen und zu klären, was nicht publiziert werden darf.
  • Stelle keine geschlossenen Fragen !
  • Die Fragen müssen generell klar und einfach gestellt sein.

Du darfst dabei niemals  die Formulierung der Forschungsfrage und das eigentliche Ziel des Leitfadeninterviews verlieren, anderenfalls wirst du sehr viel Material haben, das du nicht verwerten kannst.

Das Leitfadeninterview ist wie ein Gespräch gestaltet, dadurch ist es nicht zwingend notwendig die Reihenfolge der ausgewählten Fragen einzuhalten und du kannst besser auf die Antworten deines Interviewpartners reagieren. Außerdem ist die Auswertung des Interviews für deine wissenschaftliche Arbeit vereinfacht, weil du bereits vorher genau weißt, welche Antworten relevant für deine Forschungsfrage ist und wie du diese möglichst einfach erhalten kannst.

Die Vorbereitung bei einem Leitfadeninterview ist wesentlich aufwendiger als bei einer Online-Umfrage und kostet dich sehr viel Zeit bei der Erstellung und Auswertung. Du musst ein besonderes Gespür für deinen Gegenüber haben, um Fragen zum richtigen Zeitpunkt zu stellen und oftmals ist es schwer den richtigen Interviewpartner zu finden und sein Interesse an der Teilnahme zu wecken.

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Fakten über das Leitfadeninterview

Fakten Erklärung zum Leitfadeninterview
Einsatz • Bei explorativen Untersuchungen in Bachelorarbeit & Masterarbeit
• Zur Hypothesengewinnung
• Als Pretest für quantitative Untersuchung
Ablauf 1. Schritt: Fragen formulieren und sortieren
2. Schritt: Personen für das Leitfadeninterview auswählen
3. Schritt: Durchführung der Leitfadeninterviews und Datenerfassung
4. Schritt: Auswertung der Interviews
Vorteile + Hohe Informationsgewinnung möglich
+ Flexibilität und direkte Rückfragen in der Interviewsituation möglich
+ Formale Übersichtlichkeit und Hilfe bei der Durchführung durch Leitfaden
+ Vor allem für Interviewnovizen gut handhabbar
Nachteile - Hoher Zeitaufwand
- Geringe Vergleichbarkeit der Interviews
- Schwierige Auswertung der Inhalte

Wichtigste Kriterien

Das Interview im Allgemeinen und das Leitfadeninterview im Besonderen haben im Vergleich zu anderen Methoden der qualitativen Forschung einen sehr hohen Stellenwert, da sie am häufigsten durchgeführt werden (vgl. Diekmann 2016: 435) und auch für Bachelorarbeiten, Masterarbeiten oder andere Abschlussarbeiten sehr beliebt sind. Als Leitfadeninterview werden alle Interviewformen bezeichnet, bei denen dem Interviewer bei der Durchführung ein Leitfaden zur Verfügung steht (vgl. Flick 2016: 113).

Der Leitfaden, der für ein Leitfadeninterview verwendet wird, dient dem Interviewer als „Orientierungshilfe und Gedächtnisstütze und enthält sämtliche wichtige Fragen, sowie Hinweise, wie einzelne Frageblöcke eingeleitet werden sollten“ (Stigler; Felbinger 2012: 141).

Darüber hinaus strukturiert der Leitfaden das Gespräch bei einem Leitfadeninterview mehr oder weniger strikt (vgl. ebd.). Die wichtigsten Merkmale eines Leitfadeninterviews, die du in deiner Bachelorarbeit oder Masterarbeit beachten solltest, werden in der folgenden Tabelle zusammen gefasst  (vgl. Lamnek 1993: 64):

Merkmale eines Leitfadeninterviews Erklärung
Prinzip der Zurückhaltung durch den Forscher Leitfadeninterviews lassen den Befragten zu Wort kommen. Das setzt voraus, dass sich der Interviewer verbal zurückhält.
Prinzip der Offenheit Das Leitfadeninterview ist für unerwartete Informationen und für die subjektive Sicht des Befragten zugänglich, da der Interviewer sich erzählen und ausreden lässt.
Prinzip der Flexibilität In der Interviewsituation reagiert der Forscher variabel auf die Bedürfnisse der Befragten und hält sich nicht starr an die Frageformulierung und -reihenfolge des Leitfadens. Der Interviewer sollte sich an das Sprachniveau des Befragten anpassen.
Prinzip der Prozesshaftigkeit Das Leitfadeninterview ermittelt bevorzugt Deutungs- und Handlungsmuster der Befragten, die sich im Verlauf des Leitfadeninterviews entwickeln.
Prinzip der datenbasierten Theorie Ziel des Leitfadeninterviews ist es, Theorien zu generieren und nicht zu überprüfen.

Häufig gesucht: Exposé

Darauf musst du unbedingt achten

Das Erstellen eines Interviewleitfadens benötigt einige Vorarbeit und auch Kenntnisse über das Forschungsgebiet. Daher ist zunächst eine Analyse des Problems, zu dem erforscht werden soll, ganz wichtig. Aus dieser Vorbereitung erfolgt dann eine Themenstellung. Aus den zentralen Aspekten der Themenstellung werden dann die Fragen für das Leitfadeninterview entwickelt (vgl. Stigler; Felbringer 2012: 142).

Grundsätzlich gilt, ein Leitfaden sollte „so offen und flexibel […] wie möglich, so strukturiert wie aufgrund des Forschungsinteresse notwendig“ (Helfferich 2011: 181) sein.

Wenn du beim Erstellen eines Leitfadens für dein Leitfadeninterview die folgenden Punkte berücksichtigst, kann der Befragte seine Alltagserfahrungen über Zusammenhänge so darstellen, dass sie als eine brauchbare Interpretationsgrundlage für dein Forschungsvorhaben dienen können (vgl. Lamnek; Krell 2016: 328):

Wichtige Punkte Erklärung
Mündlich und persönlich Kein Ablesen von Fragen, spontane Erzählungen priorisieren und die Anzahl von Fragen (max. vier größere Frageblöcke) pro Interview begrenzen.
Semistrukturiert Leitfaden soll nur Orientierungshilfe sein und sich am „natürlichen“ Erinnerungs- und Argumentationsfluss orientieren, damit es offener ist.
Offene Fragen Berücksichtigung der Grundprinzipien qualitativer Sozialforschung, vor allem des Prinzips der Offenheit und Flexibilität.
Neutraler Interviewstil Keine wertenden Aussagen zu den Antworten, sondern wertschätzende Haltung seitens des Interviewers während des Leitfadeninterviews.
Einzelinterviews Aufgrund der manchmal sensiblen Inhalte sollen die Gespräche unter vier Augen stattfinden (mehr Teilnehmer = Gruppeninterview).

Tipp: Die vier Schritte Sammeln, Prüfen, Sortieren und Subsumieren (SPSS) können dir bei der Erstellung deines Interviewleitfadens helfen.

  • Sammeln von möglichst vielen Fragen.
  • Prüfen der Fragen mit dem Ziel einer Reduzierung und Strukturierung.
  • Sortieren der verbleibenden Fragen nach inhaltlicher Logik.
  • Subsumieren der einzelnen Fragen unter einfachen Erzählaufforderungen.
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Richtige Formulierung

Nicht jede Frage ist gleich. Grundsätzlich wird zwischen offenen und geschlossenen Fragen unterschieden. In deinem Leitfadeninterview solltest du überwiegend offene Fragen verwenden. Offene Fragen geben die Antworten der Befragten nicht vor, die Antworten können demnach auch nicht in „ein vorgegebenes Antwortschema eingeordnet werden“ (Lamnek; Krell 2016: 327).

Die folgenden Beispiele verdeutlichen den Unterschied zwischen offenen und geschlossenen Fragen und deren Wirkung auf den Informationsgehalt.

Beispiel für eine offene Frage im Leitfadeninterview (vgl. Lamnek; Krell 2016: 327):

Frage: Was halten Sie von der Todesstrafe?

Antwort: Eigentlich bin ich dagegen, aber weil in unserer Zeit immer mehr Kapitalverbrechen begangen werden, sollte man die Todesstrafe wieder einführen. Man muss die Bevölkerung vor Mördern schützen.

Beispiel für eine geschlossene Frage im Leitfadeninterview (vgl. Lamnek; Krell 2016: 326):

Frage: Sind Sie für oder gegen die Todesstrafe?

Antwort:     

  • Ich bin dafür.
  • Ich bin dagegen.

Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Fragetypen und wann du welche Frage in deinem Leitfadeninterview einsetzten solltest (vgl. Helfferich 2011: 102ff.):

Fragetyp Einsatz im Leitfadeninterview Beispiel
Offene Frage Laden zum Erzählen ein. Fangen mit „Was?“, „Wer?“, „Wie?“, „Wann?“, „Wofür?“, „Wozu“, „Wodurch?“ an.
Erzählimpuls Zu Beginn deines Leitfadeninterviews oder wenn das Gespräch ins Stocken gekommen ist.
Wichtig: Formulieren diese Frage als offene, aber konkrete Frage.
„Erzählen Sie doch mal…“
„Können Sie sich an eine typische Situation erinnern, in der…“
Aufrechterhaltungsfrage m das Gespräch im Gang zu halten und mehr Informationen zu sammeln.
Tipp: Du kannst die letzten Worte des Befragten wiederholen, um eine Frage u formulieren.
„Wie war das für Sie…?“
„Können Sie mir das etwas genauer beschreiben?“
„Wie ging es dann weiter?“
„Und dann?“
Steuerungsfrage Wenn das Gespräch auf die Fragestellung (zurück) gelenkt werden soll und um gezielte Informationen zur Forschungsfrage zu sammeln. „Können Sie vielleicht ein Beispiel nennen?“
„Können Sie das ausführlicher beschreiben?“
„Spielt es auch eine Rolle, dass…“
„Mich würde noch interessieren, ob…“
Konfrontation Wenn (scheinbare) Widersprüche im Gesprächsverlauf aufgezeigt werden sollen.
Wichtig: Befragten hierbei nicht bloßstellen!
„Sie habe vorhin gesagt, dass…“
Wunderfrage Um den Fokus weg vom Problem und hin zu einer Lösung zu lenken. „Angenommen es geschehe ein Wunder und diese Schwierigkeiten würden gelöst werden, woran merkten Sie, dass ein Wunder geschah?“
Zirkuläre Frage Um die Perspektive des Befragten im Leitfadeninterview zu erweitern und eine neue Sichtweise zu eröffnen. „Was denken Sie, würde XY dazu sagen?“
Paradoxe Frage Wenn die Gründe eines Problems deutlich werden sollen. „Was müssten Sie tun, damit das Problem noch schlimmer wird?“
„Was müsste geschehen, damit das Problem schlimmer wird?“
Paraphrase/ Widerspiegeln Wenn Gedanken des Befragten fortgeführt oder ergänzt werden sollen.
Tipp: aktives Zuhören, hohe Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit helfen dabei!
„Wenn ich Sie richtig verstanden habe…“
„Meinen Sie, dass…?“
„Verstehe ich Sie richtig, wenn…?

Durchführung 

Die Durchführung eines Leitfadeninterviews erfolgt in vier Schritten. Was du dabei zu beachten hast, zeigt dir die folgende Tabelle:

Vorgehensweise Was muss ich tun, um ein Leitfadeninterview durchzuführen? Worauf muss ich bei einem Leitfadeninterview achten?
1. Schritt: Fragen formulieren und sortieren - Sammeln und Aussortieren der Fragen für das Leitfadeninterview
- Für die Vergleichbarkeit: Sammeln von relevanten, persönlichen Fragen (nach dem Alter, Geschlecht, Wohnort, Herkunft,…)
- Nie die Forschungsfrage direkt stellen!
- Keine Fremdwörter oder Fachbegriffe!
- Nicht zu viele Fragen!
- Keine geschlossenen oder entweder-oder-Fragen!
- Reihenfolge der Fragen orientiert sich am Erzählfluss!
2. Schritt: Personen auswählen - Auswahl der Befragten nach besonders interessanten Fällen
- Kontaktaufnahme
- Terminvereinbarung
- Vermeide eine Verzerrung der Antworten durch eine Vorsortierung der Befragten: Treffe deine Auswahl nicht nur aus dem Bekanntenkreis!
- Sei offen bzgl. Fällen, die von deiner Vorstellung abweichen können!
3. Schritt: Daten-gewinnung und Datenerfassung - Ort: für den Befragten vertraute Umgebung.
- Einverständniserklärung zur Aufnahme des Leitfadeninterviews einholen
- Hervorheben des Expertenstatus des Befragten, damit das leichter fällt
- Checke vorab die Technik: Funktioniert die Aufnahme der Interviews?
- Pass dich an das Sprachniveau an!
- Beachte auch den Dresscode oder Kleidungsstil deiner Befragten!
- Vermeide Befragungsmerkmalen: Keine Suggestivfrage und möglichst neutrale Fragen stellen!
- Sei offen geg. den Antworten des Befragten!
- Nur eine Frage auf einmal stellen!
4. Schritt: Auswertung und Daten-analyse - Anfertigen einer Audiotranskription
- Entwicklung von Hauptkategorien
- induktive Entwicklung von Subkategorien
- Codieren des gesamten Materials auf die Haupt- und Subkategorien
- Visualisierung der Ergebnisse
- Da dieser Teil sehr zeitintensiv ist (für 10 Stunden Interviewmaterial, 60-80 Stunden transkribierst), plane genügen Zeit ein!
- Nutze entsprechende Software für die Datenanalyse, wie z. B. Transkriptionssoftware von AmberScript oder MAXQDA für die Codierung.

Für die Datenanalyse kannst du dich an die Schritte von Kuckartz (2016: 100) halten, die in der folgenden Grafik dargestellt sind.

Leitfadeninterview Auswertung

Häufig gesucht: Fragebogen Erstellen

Beispiele & Vorlagen

Folgendes Bild verdeutlicht den theoretischen Ablauf eines Leitfadeninterviews:

Leitfadeninterview Beispiel

Bei der Erstellung eines Leitfadens für ein Leitfadeninterview in der Bachelorarbeit oder Masterarbeit kannst du dich an dem folgenden Leitfaden zu „Wohnformen und Versorgungssituation im Alter“ orientieren (vgl. Lamnek; Krell 2016: Online Material):

Leitfadeninterview Einleitung
Leitfadeninterview Fragen
Leitfadeninterview Abschluss

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Verschiedene Typen

Der Leitfaden, wie du ihn in einem Leitfadeninterview für Bachelorarbeit und Masterarbeit gebrauchst, kann ein unterschiedlich hohes Maß an Strukturierung aufweisen. Die Befragten sind also entweder aufgefordert, das Gespräch selbst zu lenken oder werden vom Interviewer gelenkt. Unterschieden wird zwischen

  • voll-standardisierten Interviews (fest vorgegebener Wortlaut und Reihenfolge der Fragen),
  • halb-standardisierten Interviews (= teilstandardisiert oder semistrukturiert) (vorgegebener Wortlaut und Reihenfolge, Improvisationen sind jedoch möglich)
  • und nicht-standardisierten Interviews (abgesehen vom Forschungsthema ist alles frei) (vgl. Gläser; Laudel 2010: 41).

Die folgende Abbildung zeigt, dass sich das Leitfadeninterview auf dem halb-standardisierten Niveau bezüglich der Strukturierung des Erhebungsinstrumentes und der Information befindet.

Leitfadeninterview erstellen

Unter den Oberbegriff „Leitfadeninterview“ fallen unterschiedliche Typen, wie unter anderem das

  • Narrative Interview (vgl. Schütze 1977)
  • Episodische Interview (vgl. Flick 1995)
  • Problemzentrierte Interview (vgl. Witzel 1982)
  • Fokussierte Interview (vgl. Merton; Kendall 1956)
  • Tiefen- oder Intensivinterview (vgl. Koolwijk 1974)
  • Rezeptive Interview (vgl. Kleining 1988)
  • Situationsflexible Interview (vgl. Hoffmann-Riem 1980)
  • Experteninterview (vgl. Meuser; Nagel 1991)
  • Eroepische Gespräch (vgl. Girtel 2001)

Die unterschiedlichen Typen von Leitfadeninterviews haben auch unterschiedliche Anwendungsbereiche. Die folgende Tabelle  zeigt die häufigsten Typen von Leitfadeninterviews und deren Anwendungsbereich (vgl. Flick 2016: 113ff.):

Verfahren Leitfadeninterview
Kriterien Fokussiertes Interview Halb-Standardisiertes Interview Problemzentriertes Interview Experteninterview Ethnographisches Interview
Anwendungsbereich Analyse subjektiver Bedeutungen Rekonstruktion subjektiver Theorien Gesellschaftlich oder biographische relevante Probleme Expertenwissen in Institutionen Im Rahmen der Feldforschung in offenen Feldern
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Vor- und Nachteile des Leitfadeninterviews

Die Wahl des Leitfadeninterviews als qualitative Forschungsmethode in deiner empirischen Bachelorarbeit oder empirischen Masterarbeit beeinflusst immer auch deine Forschungsergebnisse. Es ist nämlich gut möglich, dass du andere Ergebnisse bekommst, wenn du kein Leitfadeninterview durchführst, sondern ein anderes Erhebungsinstrument verwendest. Außerdem müssen alle Schritte der Durchführung eines Leitfadeninterviews für andere Forscher nachvollziehbar gestaltet sein (vgl. Flick 2016: 198).

Folgende Tabelle zeigt die Vor- und Nachteile eines Leitfadens bei einem Leitfadeninterview (vgl. Lamnek; Krell 2016: 323; Stigler; Felbinger 2012: 141f.):

Vorteile Nachteile
Flexibel in der Durchführung Gefahr, dass Interviewer am Leitfaden „klebt“
Höhere Vergleichbarkeit durch Einsatz von Leitfaden Geringe Vergleichbarkeit der Ergebnisse
Geringe Beeinflussung des Befragten durch Prädetermination Höherer Zeitaufwand, da schwierigere Auswertung
Sichtweise der Befragten wird deutlich, da eigene Formulierungen des Befragten möglich Möglicher großer Einfluss des Interviewers auf den Befragten
Hoher Informationsgewinn und konkrete Aussagen zum Forschungsgegenstand Höhere Anforderungen an den Interviewer und Befragten
Der Leitfaden dient als Hilfestellung bei der Vorbereitung und als Strukturierung und Orientierung während der Interviewsituation Gefahr, dass eine Frage-Antwort-Situation entsteht und dadurch kein Vertrauen aufgebaut werden kann

Als Begründung für eine qualitative Untersuchung mithilfe des Leitfadeninterviews kannst du folgende Aspekte nennen:

  • Für die Sicherstellung eines realen Bezugs und um die Theorie sowie die Forschungsfragen durch eine praxisnahe Perspektive beleuchten zu können, ist ein empirisches Vorgehen notwendig (vgl. Zelewski 2008: 24).
  • Die Wahl zu einer qualitativen Forschung fiel, da zum Forschungsgegenstand neue Informationen ermittelt werden sollen und daher das Forschungsprojekt einen explorativen Charakter hat. (vgl. Bacher; Horvath 2011: 15f.)
  • Der Entschluss ein Interview einzusetzen fiel deshalb, da der Forschungsgegenstand gut verbalisierbar ist und die subjektive Perspektive der Befragten von Interesse ist. (vgl. Langer 1985; Mayring 2016: 66)
  • Da nur wenige Wissensträger und damit mögliche Interviewpartner vorhanden sind, sollte möglichst viel Information aus den einzelnen Gesprächen gewonnen werden. (vgl. Flick 2016: 140)
  • Durch den Einsatz eines Leitfadeninterviews sollen konkrete Aussagen zum Forschungsgegenstand gesammelt werden und ein Vergleich zwischen den einzelnen Interviews möglich gemacht werden. Der Leitfaden soll zudem die Interviewsituation strukturieren und als Orientierungshilfe dienen; mit dem Ziel, die Interviewereinflüsse möglichst gering zu halten. (Stigler; Felbinger 2012: 141f.)

Zusammenfassung

  • Der Begriff des „Leitfadeninterviews“ ist eine Art Oberbegriff für eine bestimmte Art der qualitativen Interviewdurchführung. Zurückhaltung, Offenheit und Flexibilität des Interviewers sind die wichtigsten Merkmale bei einem Leitfadeninterview.
  • Es gibt zahlreiche Typen von Leitfadeninterviews, die jeweils einen unterschiedlichen Anwendungsbereich haben.
  • Wichtig: Zunächst die Ziele des Leitfadeninterviews festsetzten: Was will ich erfragen? Wie will ich die Ergebnisse auswerten? Wie will ich die Ergebnisse verwenden? Verliere dabei nie deine Forschungsfrage aus den Augen!
  • Die folgenden vier Schritte gehören zu jedem guten Leitfadeninterview:
Leitfadeninterview Ablauf
  • Das Herzstück deiner Bachelorarbeit oder Masterarbeit muss die Begründung deiner Wahl zum Leitfadeninterview sein. Als Argumentation kannst du die höhere Vergleichbarkeit, den Leitfaden als Strukturierungshilfe damit weniger Befragungsmerkmale entstehen und das Ziel konkrete Aussagen zum Forschungsthema zu sammeln, nennen.
  • Bei der Fragenformulierung für dein Leitfadeninterview solltest du besonders darauf achten, dass du ausschließlich offene Fragen stellst, keine Fremdwörter oder andere schwierige Wörter verwendest, niemals die Forschungsfrage selbst fragst und nicht zu viele Fragen stellst.

Quellennachweise

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Diekmann, A. (2016). Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. 10. Aufl., Hambug: rowohls enzyklopädie.

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Girtler, R. (2001). Methoden der Feldforschung. 4. Aufl. Wien, u.a.: Böhlau-Verl.

Gläser, J.; Laudel, G. (2010). Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse. Wiesbaden: VS.

Helfferich, C. (2011). Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durchführung qualitativer Interviews. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.

Hoffmann-Riem, C. (1980). Die Sozialforschung einer interpretativen Soziologie. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. 32. S. 339-372.

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Kuckartz, U. (2016): Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Band 1, 4. Aufl. S. 1-97. München; Wien.

Lamnek, S. (1993). Methoden und Techniken. Qualitative Sozialforschung. Band 2. Wenheim: Beltz.

Lamnek, S; Krell, C. (2016). Qualitative Sozialforschung. 6. Aufl. Weinheim; Basel: Beltz.

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Mayring, P. (2016). Einführung in die qualitative Sozialforschung. Eine Anleitung zu qualitativem Denken. 6. Aufl. Weinheim; Basel: Beltz.

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Schütze, F (1977). Die Technik des narrativen Interviews in Interaktionsfeldstudien. Dargestellt an einem Projekt zur Erforschung von kommunalen Machtstrukturen. Bielefeld: Arbeitsberichte und Forschungsmaterialien.

Stigler, H.; Felbinger, G. (2012): Der Interviewleitfaden im qualitativen Interview. In: Stigler, H; Reicher, H. (Hrsg.): Praxisbuch Empirische Sozialforschung in den Erziehungs- und Bildungswissenschaften. S. 141-146. Innsbruck; Wien; Bozen: Studien Verlag.

Vogt, S.; Werner, M. (2014). Forschen mit Leitfadeninterviews und qualitativer Inhaltsanalyse. Fachhochschule Köln, aufgerufen am 09.03.2018 auf https://www.f01.th-koeln.de/imperia/md/content/sozialearbeitplus/skript_interviewsqual_inhaltsanalyse.pdf

Witzel, A. (1982). Verfahren der qualitativen Sozialforschung. Überblick und Alternativen. Weinheim: Beltz.

Zelewski, S. (2008). Grundlagen. In: Corsten, H.; Reiß, M. (Hrsg.). Betriebswirtschaftslehre. Frankfurt; New York: Campus Verlag.