Deine Kommilitonin Anna liebt Grafiken. Dein Freund Paul blüht in Diskussionsrunden auf. Du selbst lauscht lieber gebannt den Ausführungen deines Professors. Der Grund dafür? Jeder Mensch eignet sich Wissen während der Prüfungsvorbereitung auf eine andere Art und Weise an. In der Psychologie werden grundsätzlich vier Lerntypen unterschieden, die wir dir hier näher vorstellen wollen.
Inhaltsverzeichnis
Häufig gestellte Fragen
Grundsätzlich wird zwischen 4 verschiedenen Lerntypen unterschieden. Der auditive Lerntyp lernt hauptsächlich durch Zuhören. Der visuelle Lerntyp lernt am besten durch Lesen oder das Anschauen von Filmen. Der motorische Lerntyp packt gerne an und der kommunikative Lerntyp behält Gelerntes am besten durch Unterhaltungen oder Partnerarbeiten im Gedächtnis.
Motorische Lerntypen packen die Dinge gerne selbst an. Bestimmte Abläufe werden also am besten verstanden, wenn man sie selbst durchführt oder die Durchführung direkt beobachten kann.
Für diesen Lerntyp ergeben sich erst durch Diskussionen Zusammenhänge und Bedeutungen. In kleinen Seminaren, Diskussionsrunden und bei Referaten fühlt sich dieser Lerntyp besonders wohl.
Forscher sind sich einig, dass niemand zu 100% einen bestimmten Lerntyp repräsentiert. Meistens stecken verschiedene Lerntypen mit unterschiedlichen Ausprägungen in einem.
Meistens führt die Suche nach Lerntypentests im Internet zu kurzen Fragebögen, die eher oberflächlich sind. Das eigene Lernverhalten zu analysieren und kritisch zu reflektieren, hilft hier oft besser weiter.
Selbst wenn du feststellst, welcher Lerntyp bei dir vorherrschend ist und bestimmte Lerntipps hilfreich sein können, solltest du nie vergessen, dass Lernen eine individuelle Sache ist und auch stark von Motivation, Tagesverfassung, Arbeitstempo und Umfeld abhängt. Eine garantierte Erfolgsmethode gibt es daher nicht.
Definition: Lerntypen
Du warst 1,5 Stunden lang in der Vorlesung und fühlst dich nicht wesentlich schlauer als vorher? Der Grund: Jeder lernt anders. Vielleicht benötigst du beim Lernen etwas mehr Stimulation und reines Zuhören entspricht nicht deinem individuellen Lerntyp. Die Lernpsychologie unterschiedet verschiedene Lerntypen. Das bekannteste Modell unterscheidet zwischen auditiven, visuellen, motorischen und kommunikativen Lerntypen. Wenn du die Frage «Welcher Lerntyp bin ich» zufriedenstellend beantworten konntest, kannst du dein Lernverhalten dementsprechend anpassen und auf hilfreiche Lerntipps zurückgreifen. Forscher sind sich allerdings einig, dass niemand nur einen bestimmten Lerntyp repräsentiert. Wir sind eine Mischung aus unterschiedlichen Lerntypen – manche Lernstrategien sind stärker ausgeprägt und manche schwächer. Bei der Bestimmung deines Lerntyps kannst du zwar auf zahlreiche Tests im Internet zurückgreifen, allerdings bieten diese nur eine grobe Einschätzung. Viel wichtiger bei der Bestimmung deines Lerntyps ist deine Selbsteinschätzung. Damit du deinen eigenen Lerntyp besser verorten kannst, geben wir dir detailliertere Infos zu den verschiedenen Lerntypen.
Lerntypen nach Vester
Das bekannteste Modell über Lerntypen stammt vom Universitätsprofessor Frederic Vester. Er unterscheidet zwischen dem visuellen, auditiven, haptischen und kommunikativen Lerntyp. Der visuelle Typ lernt durch Lesen, Schaubilder oder Grafiken während der auditive Lerntyp am besten durch Zuhören und Diskussionen lernt. Der haptische Typ muss die Dinge selbst ausprobieren bzw. anwenden, während der kommunikative Lerntyp durch das Diskutieren mit Anderen lernt. Im Folgenden gehen wir nun etwas näher auf die verschiedenen Lerntypen ein.
Der visuelle Lerntyp
Das Sehen ist ein wichtiger Bestandteil um Sachverhalte zu verstehen. Nicht umsonst geht der kanadische Psychologe Albert Bandura davon aus, dass Kinder durch die reine Beobachtung des Verhaltens anderer lernen. Beim visuellen Lerntyp stehen das Sehen und die Beobachtung im Zentrum der Aufmerksamkeit. «Ich muss mir das erst Mal ansehen» ist ein Satz, den du bestimmt schon öfter gehört oder selbst verwendet hast. Lesen spielt für den visuellen Lerntyp sogar eher eine untergeordnete Rolle. Von anschaulichen Infografiken, Diagrammen, Bildern und Videos ist dieser Lerntyp viel mehr angetan. Wenn du selbst ein visueller Lerntyp bist, wird dir das Lernen bei Profs, die eine bildstarke Sprache sowie visuell aufbereitete Informationen nutzen, leichter fallen. Dein Lerntyp spiegelt sich auch in deinen Notizen wieder: Neben Notizen zeichnest du dir auch gern Symbole sowie Tabellen und Skizzen auf.
Der auditive Lerntyp
Dir fällt es leicht über lange Strecken hinweg aufmerksam zu bleiben und du saugst das Gehörte regelrecht auf? Dann bist du vermutlich der auditive Lerntyp und die gute alte Vorlesung ist eine gute Sache für dich. Da du dich in der Vorlesung sehr auf das Zuhören fokussierst, fallen deine Notizen eher knapp und stichwortartig aus. Dir fällt es leichter Grafiken und Diagramme zu verstehen, wenn sie mündlich erklärt und ausführlich besprochen werden. Bevor du Sätze zu Papier bringst, formulierst du sie zunächst detailliert im Kopf aus. Möglicherweise bist du beim Lesen etwas langsamer als deine Kommilitonen. Den Lernstoff hörst du dir gerne über Audio-CDs an oder du liest dir den Text gerne laut vor.
Der haptische Lerntyp
Du verstehst physikalische Gesetze wie «Druck gleich Kraft durch Fläche» am besten, wenn du ein Experiment dazu durchführst? Du musst den Sachverhalt am eigenen Leib erfahren? Dann bist du höchstwahrscheinlich der haptische bzw. motorische Lerntyp. Lernstoff prägst du dir am besten ein, wenn du Handlungsabläufe selbst durchführst und auf diese Weise nachvollziehst. «Learning by doing» ist dein Mantra und du musst am Lernprozess unmittelbar beteiligt sein. Themen werden ausführlich erkundet und erarbeitet. Durch Ausprobieren, Rollenspiele oder Gruppenaktivitäten lernst du am meisten. Rechenaufgaben mit Material ausrechnen, Dinge nachbauen oder Entfernungen ablaufen klingt ganz nach dir? Dann bist der motorische Lerntyp vorherrschend bei dir. Du erinnerst dich hervorragend an Informationen, die du durch Tasten, Handeln oder Bewegung aufgenommen hast.
Der kommunikative Lerntyp
In kleinen Seminaren mit Diskussionsrunden blühst du auf? Zusammenhänge und Bedeutungen begreifst du schneller, wenn du sie mit deinen Kolleg*innen ausgiebig diskutierst? Dann bist du vermutlich der kommunikative Lerntyp. Angeregte Diskussionen und Gespräche helfen dir dabei, Informationen, Sachverhalte und Zusammenhänge zu verinnerlichen. Referate oder Power Point Präsentationen stellen ebenfalls kein Problem für dich dar. Im Gegenteil – durch das Halten von Vorträgen speicherst du Informationen noch besser ab. Hauptsache die Kommunikation mit anderen steht im Mittelpunkt. Um dich an Sachverhalte und Gelerntes zu erinnern, rufst du später einfach Details aus Gesprächsverläufen oder Argumente aus Diskussionen wieder ab.
Welche weiteren Lerntypen gibt es?
Grundsätzlich wird nur zwischen dem visuellen, auditiven, haptischen und kommunikativen Lerntypen unterschieden. Inzwischen weiß man aber, dass die meisten eine Mischform aus den genannten Typen repräsentieren. Nachdem du deinen individuellen Lerntypen bestimmt hast, weißt du welche Lernmethoden du am ehesten für dich in Frage kommen.
Kritik an den Lerntypen nach Vester
Das Lerntypen-Modell hat sich in der Psychologie etabliert und ist überaus beliebt bei Schülern, Studenten, Lehrern, Eltern & Co. Für eine grobe Einschätzung des eigenen Lernstils ist das Modell sicherlich hilfreich. Allerdings wird das Modell auch von einigen Wissenschaftlern kritisiert.
Hier findest du drei häufige Kritikpunkte:
Die ersten drei Lerntypen eignen sich laut Vesters Behauptung nur durch die jeweiligen Sinnesorgane Wissen an.
Das kognitive Begreifen definiert Vester als eigenen Lerntyp (kommunikativer Lerntyp). Allerdings ist kognitive Leistung unabdinglich für das Lernen – egal um welchen Lerntyp es sich handelt.
Es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die die Existenz von Lerntypen bestätigt.
Lerntypen: Fazit
Lerntypentests, Selbsteinschätzungen, Lernstrategien optimieren & Co. – all diese Dinge können uns beim Lernen unterstützen und vielleicht findet der eine oder andere den optimalen Weg, sich Informationen anzueignen. Die Existenz verschiedener Lerntypen ist jedoch wissenschaftlich nicht belegt. Die Bestimmung des eigenen Lerntyps ist somit keine Erfolgsgarantie für zukünftige Prüfungen. Vielmehr ist es wahrscheinlich so, dass wir eine Mischung aus verschiedenen Lerntypen sind und am besten mit allen Sinnen lernen. Dennoch kann es sinnvoll sein, sich mithilfe des Lerntypen-Modells einmal eingehend mit dem eigenen Lernverhalten zu beschäftigen. Möglicherweise bist du ja eine Mischung aus visuellem und auditivem Lerntyp? Nimm dir einfach die besten Lernstrategien für dich heraus und probier› dich aus!