Du schreibst deine Masterarbeit und fragst dich, wie du eine Forschungsfrage formulieren kannst? Eine präzise, gut durchdachte Forschungsfrage ist die Grundlage jeder gelungenen wissenschaftlichen Arbeit, und bei der Masterarbeit wird sie noch stärker bewertet als beim Bachelor. Hier erfährst du, was eine gute Forschungsfrage ausmacht, worauf du achten solltest, und bekommst konkrete Formulierungsbeispiele für verschiedene Studiengänge.
Definition: Forschungsfrage der Masterarbeit
Die Forschungsfrage ist das wissenschaftliche Kernstück deiner Masterarbeit. Sie bringt auf den Punkt, welches Problem du untersuchst und welche Erkenntnis du durch deine Analyse gewinnen möchtest. Im Gegensatz zum bloßen Thema ist die Forschungsfrage konkret formuliert und auf ein bestimmtes Ziel hin ausgerichtet.
Sie entsteht nicht willkürlich, sondern basiert auf einer systematischen Analyse der Problemstellung und der bestehenden Forschungslage.
Damit deine Forschungsfrage wissenschaftlichen Anforderungen genügt, sollte sie folgende Kriterien erfüllen:
- Spezifität: Klar abgegrenzt und nicht zu allgemein
- Relevanz: Fachlich bedeutsam und forschungswürdig
- Forschbarkeit: Beantwortbar mit den gewählten Methoden
- Präzision: Eindeutig formuliert, ohne Interpretationsspielraum
- Originalität: Bietet eine neue Perspektive oder verknüpft bekannte Ansätze sinnvoll
➜ Diese Kriterien helfen dir dabei, eine tragfähige Forschungsfrage zu entwickeln, die als roter Faden für den Aufbau und die Gliederung deiner Masterarbeit dient.
Wenn du genauer wissen möchtest, wie sich die einzelnen Kriterien konkret anwenden lassen, findest du hier weitere Informationen:
Fragetypen
Forschungsfragen lassen sich in verschiedene Typen einteilen. Je nachdem, welches Ziel du verfolgst und welche Methoden du nutzt, passt ein anderer Fragetyp besser zu deiner Masterarbeit.
Utopisch
Entwirft hypothetische Zukunftsszenarien oder Idealzustände.
Erklärend
Untersucht Ursachen, Zusammenhänge oder Wirkmechanismen.
Deskriptiv
Beschreibt einen Zustand, ein Phänomen oder eine Situation.
Bewertend
Prüft, ob etwas gut, sinnvoll, wirksam oder geeignet ist.
Prognostizierend
Stellt eine Vorhersage in den Fokus: Was wird (voraussichtlich) passieren?
Eine ausführliche Erklärung mit Beispielen findest du hier:
Titel vs. Forschungsfrage
Titel und Forschungsfrage klingen manchmal ähnlich, sind aber nicht dasselbe. Der Titel soll Interesse wecken und das Thema grob umreißen. Die Forschungsfrage hingegen ist präzise formuliert, klar abgegrenzt und gibt den wissenschaftlichen Erkenntnisfokus deiner Masterarbeit wieder.
Der entscheidende Unterschied:
➜ Der Titel ist eine Überschrift, die Forschungsfrage ist der zentrale Untersuchungsauftrag.
Eine ausführlichere Gegenüberstellung findest du hier:
Vorgehen
Die richtige Forschungsfrage entsteht nicht aus dem Bauch heraus. Sie ist das Ergebnis eines durchdachten Prozesses. Mit den folgenden Schritten entwickelst du eine präzise und wissenschaftlich fundierte Forschungsfrage für deine Masterarbeit:
Thema eingrenzen
Bevor du eine Forschungsfrage formulierst, brauchst du ein grobes Thema, das zu deinem Fachbereich passt. Wichtig: Es sollte dich interessieren, denn schließlich wirst du dich mehrere Wochen damit beschäftigen.
Denk an aktuelle Diskussionen, Praxisprobleme oder Themen aus Seminaren, die dich neugierig gemacht haben.
Problemstellung identifizieren
Überlege dir, welches konkrete Problem oder welche Fragestellung sich innerhalb deines Themas anbietet. Was ist in der Forschung noch unklar, widersprüchlich oder bisher wenig untersucht?
Diese Problemstellung bildet das Fundament deiner Forschungsfrage und sorgt dafür, dass deine Arbeit einen echten Erkenntniswert liefert.
Literatur recherchieren
Schau dir an, was bereits zu deinem Thema publiziert wurde. Ziel ist es, den aktuellen Stand der Forschung zu kennen, aber auch, Forschungslücken oder neue Perspektiven zu entdecken.
So vermeidest du doppelte Arbeiten und kannst deine Forschungsfrage gezielt an offenen Stellen der Diskussion ansetzen.
Ziel definieren
Überlege dir, was du mit deiner Masterarbeit erreichen möchtest. Willst du etwas beschreiben, vergleichen, erklären, vorhersagen oder bewerten?
Dein Forschungsziel hilft dir, den richtigen Fragetyp zu wählen und später eine passende Methodik zu finden, insbesondere dann, wenn du eine empirische Forschung planst, bei der du Daten erhebst und auswertest.
Fragetyp auswählen
Je nachdem, was du untersuchen willst, passt ein anderer Fragetyp. Beispiele:
- Deskriptiv: Was ist der Ist-Zustand?
- Bewertend: Ist etwas wirksam, sinnvoll, gut?
Der Fragetyp bestimmt auch die Art der Daten, die du brauchst, und die methodische Herangehensweise.
Forschungsfrage formulieren
Jetzt formulierst du deine Forschungsfrage (am besten schriftlich und in einem Satz). Achte dabei auf sprachliche Korrektheit, einen Bezug zur Problemstellung, Klarheit und Präzision sowie Forschbarkeit.
Probiere ruhig mehrere Varianten aus. Manchmal braucht es 2–3 Anläufe, bis alles stimmig ist.
Forschungsfrage gegenprüfen
Bevor du deine Forschungsfrage festlegst, hinterfrage kritisch, ob sie allen grundlegenden Anforderungen wissenschaftlicher Arbeiten entspricht.
Achte dabei besonders auf Relevanz, Spezifität, Originalität, Forschbarkeit und Kohärenz. Nur wenn all diese Kriterien erfüllt sind, kannst du sicher sein, dass deine Forschungsfrage eine tragfähige Grundlage für deine Masterarbeit bildet.
➜ Wenn du diese Punkte abhaken kannst, hast du eine tragfähige Forschungsfrage
für deine Masterarbeit.
Tipps zur Formulierung
Damit deine Forschungsfrage dem Anspruch wissenschaftlichen Schreibens gerecht wird, sollte sie präzise, eindeutig und methodisch sinnvoll sein.
Hier findest du die wichtigsten Dos & Don’ts, inklusive anschaulicher Beispiele:
✅ Das solltest du beachten
Offen fragen
Deine Frage sollte nicht mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortbar sein.
Klar ausdrücken
Unscharfe Wörter wie „gut“ oder „schlecht“ sind interpretationsbedürftig.
Konkret formulieren
Vermeide vage Begriffe wie „Einfluss“, wenn du sie nicht genau definierst.
Zur Methode passend
Die Frage muss mit deiner geplanten Methode untersuchbar sein
Thema & Ziel verbinden
Stelle sicher, dass Frage, Zielsetzung und Thema aufeinander abgestimmt sind.
❌ Das solltest du vermeiden
Suggestivfragen
Eine voreingenommene Formulierung gefährdet die Objektivität.
Unklare Sprache
Vage Begriffe oder Alltagssprache vermeiden.
Zu große Themen
Wähle eine Frage, die du im Rahmen deiner Masterarbeit beantworten kannst.
Zu allgemein/breit
Eine offene Frage ohne Fokus ist kaum bearbeitbar.
Mehrere Fragen in einer
Jede Forschungsfrage sollte nur ein zentrales Anliegen verfolgen.
Richtig vs. falsch
„Wie wirkt sich der demografische Wandel auf das soziale Sicherungssystem in Deutschland aus?“
„Ist der demografische Wandel schlecht?“
„Welche Chancen und Risiken birgt der Einsatz künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen?“
„Wie beeinflusst Homeschooling die schulischen Leistungen von Schülern im Grundschulalter?“
„Welche Vorteile hat Homeschooling?“
„Wie beeinflusst tägliche Social-Media-Nutzung das Stressempfinden bei Studierenden?“
„Hat Social Media einen Einfluss?“
Beispiele für verschiedene Studiengänge
Damit du ein besseres Gefühl dafür bekommst, wie eine gute Forschungsfrage in deiner Masterarbeit aussehen kann, findest du hier je ein Thema mit zwei passenden Forschungsfragen aus verschiedenen Fachrichtungen.
Die Fragen sind so formuliert, wie sie auch im Prüfungsverfahren überzeugen: Klar, spezifisch und wissenschaftlich umsetzbar, ohne unnötige Komplexität oder wertende Sprache.
Thema: Telemedizin in der hausärztlichen Versorgung
Thema: Medienkompetenz in der Grundschule
Thema: Künstliche Intelligenz im Kundenservice
Thema: Nachhaltigkeit im städtischen Wohnungsbau
Thema: Auswirkungen sozialer Netzwerke auf das Selbstwertgefühl
Thema: Integration von Geflüchteten im städtischen Raum
Thema: Additive Fertigung in der Automobilindustrie
Thema: Datenschutz und Überwachung im Arbeitsverhältnis
Thema: Wirkung von Nachhaltigkeitskommunikation
Thema: Energieeffizienz in Produktionsanlagen
Position
Die Forschungsfrage steht in der Regel am Ende der Einleitung deiner Masterarbeit. Dort leitest du sie logisch aus dem Thema, der Problemstellung und dem Forschungsstand ab.
Sie markiert den Übergang von der Einleitung zum Hauptteil und dient als Kompass für die gesamte Argumentation. Deshalb sollte sie dort so formuliert sein, dass deutlich wird, was du untersuchst, warum du es untersuchst und welche Methodik du dabei wählst.
Formuliere die Forschungsfrage am besten erst ganz am Schluss, aber platziere sie im Text direkt nach dem Abschnitt zur Zielsetzung deiner Arbeit.
Ziel
Die Forschungsfrage gibt deiner Masterarbeit eine klare Richtung und ein konkretes Erkenntnisziel. Sie hilft dir dabei, dein Thema einzugrenzen und zu bestimmen, was du genau untersuchen willst und was nicht.
Die Ziele einer Forschungsfrage sind:
- Struktur der Argumentation vorbereiten
- Relevanz und Fokus der Arbeit sichtbar machen
- Gezielte wissenschaftliche Untersuchungen ermöglichen
- Auswahl der Methode und Herangehensweise begründen
Die Forschungsfrage legt fest, welche Antwort deine Masterarbeit finden will, und bildet damit die Grundlage für alles, was danach kommt.
➜ Sie verbindet dein Thema mit der Methodik und zeigt, wie du dich im Rahmen der
akademischen Forschung positionierst.
Checkliste
Bevor du deine Forschungsfrage endgültig festlegst, hilft dir diese Checkliste dabei, alle wichtigen Kriterien zu prüfen. Lade sie dir einfach im gewünschten Format herunter.
Häufig gestellte Fragen
Nein. In einer Masterarbeit sollte immer nur eine zentrale Forschungsfrage bearbeitet werden. Weitere Aspekte können in Unterfragen aufgegriffen werden.
Die Forschungsfrage ist der zentrale Untersuchungsfokus deiner Masterarbeit. Sie formuliert präzise, was du analysieren, erklären oder herausfinden möchtest.
In der Regel genau eine, die klar formuliert, gut begründet und methodisch umsetzbar ist.
Im Hauptteil deiner Arbeit und zusammenfassend im Fazit, wo du zeigst, inwiefern deine Analyse die Forschungsfrage beantwortet hat.
Sie legt die Richtung und Zielsetzung deiner wissenschaftlichen Arbeit fest – und bildet die Grundlage für Methodik, Aufbau und Argumentation.
Auch das kann ein wissenschaftlich zulässiges Ergebnis sein, wenn du begründen kannst, warum sich die Frage aktuell nicht beantworten lässt. Wichtig ist eine saubere Argumentation.