Unter den Begriff «Beobachtung» fallen verschiedene Methoden. Eine Form der Beobachtung liefert die unsystematische Beobachtung. Diese Beobachtungsmethode erfasst ihre Daten ohne eine vorher festgelegte Struktur, wodurch sie flexibler als andere Methoden ist, was seine Vor- und Nachteile haben kann. In diesem Beitrag wird dir die unsystematische Beobachtung mit ihren Vor- und Nachteilen vorgestellt. Zudem erfährst du, wie du eine solche Beobachtung durchführen kannst.
Definition: Unsystematische Beobachtung
Eine wissenschaftliche Beobachtungsmethode ist die unsystematische Beobachtung. Bei dieser Beobachtungsmethode werden Daten ohne festgelegte Kriterien erfasst, weshalb auch von einer unstrukturierten Beobachtung gesprochen wird. Die unsystematische Beobachtung beruht auf zufälligen oder subjektiven Eindrücken, die Herangehensweise ist informell und intuitiv. Die Beobachtungsform bietet wertvolle Hinweise und Einsichten, jedoch ist sie auch anfälliger für Verzerrungen und Interpretationsfehler.
In der explorativen Forschung wird die Methode häufig angewandt, weil sie, wenn noch unklar ist, welche spezifischen Aspekte von Interesse sind, wertvolle Einblicke bietet. Gerade in Situationen, in denen Flexibilität und Offenheit erforderlich sind, kann man die unsystematische Beobachtung gut einsetzen. Weniger geeignet ist die Methode in Situationen, bei denen Reproduzierbarkeit und Objektivität von Bedeutung sind.
Vor- und Nachteile
Die unsystematische Beobachtung hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Die Vorteile resultieren dabei zumeist aus der gegebenen Flexibilität und Offenheit der Methode für explorative Zwecke. Allerdings resultieren auch einige Nachteile der unsystematischen Beobachtung aus der fehlenden Struktur.
Vorteile
Die Methode bietet einige Vorteile:
- Flexibilität: Der Beobachter kann sich auf unerwartete Ereignisse oder Verhaltensweisen einstellen, die in einem festgelegten Fragebogen nicht berücksichtigt werden.
- Schneller Einstieg: Es kann rasch und ohne lange Vorbereitungsphase mit der Datenerhebung begonnen werden, da keine Strukturierungsprozesse erforderlich sind.
- Explorative Forschung: Die Methode ist nützlich, wenn du offene Erkundungen ohne vorgefasste Hypothesen durchführen möchtest oder du das zu untersuchende Verhalten noch nicht gut verstanden hast.
- Natürlichkeit: Die Teilnehmer haben weniger das Gefühl, beurteilt und analysiert zu werden, wodurch das beobachtete Verhalten authentischer beobachtet werden kann.
- Geringe Kosten: Die Durchführung kann kostengünstiger sein, da zumeist auf Beobachtungsinstrumente oder -protokolle verzichtet werden kann.
Nachteile
Neben den bereits beschriebenen Vorteilen existieren auch einige Nachteile:
- Mangelnde Reproduzierbarkeit: Es ist ohne feste Kriterien schwierig, die Durchführung unter denselben Bedingungen zu wiederholen.
- Subjektivität: Die Ergebnisse können stark von den individuellen Einschätzungen des Beobachters abhängen, wodurch Verzerrungen entstehen können.
- Anfälligkeit für Verzerrungen: Ohne eine klare Struktur können kognitive Verzerrungen oder Voreingenommenheiten die unsystematische Beobachtung beeinflussen.
- Fehlende Tiefe oder Detailgenauigkeit: Wichtige Aspekte des Verhaltensmusters könnten übersehen oder nicht ausreichend untersucht werden.
- Mangelnde Vergleichbarkeit: Da es an standardisierten Kriterien und Methoden fehlt, können die Ergebnisse schwer mit anderen Studien verglichen werden.
Systematische vs. Unsystematische Beobachtung
Als Gegensatz zur unsystematischen Beobachtung steht die systematische Beobachtung. Bei der Auswahl zwischen einer der beiden Methoden sollte man zwischen den Zielen, dem Kontext und den Ressourcen des Forschungsprojektes abwägen, da sie sich in ihrer Herangehensweise und Zielsetzung stark unterscheiden.
Merkmal
Systematische Beobachtung
Unsystematische Beobachtung
Struktur
Reproduktion
Objektivität
Auswertung
Anwendung
Kombinationen
Da bei einer quantitativen Beobachtung die Struktur ein wichtiger Faktor ist, können diese beiden Methoden nicht kombiniert werden. Daher wird die unsystematische Beobachtung immer als qualitative Beobachtung durchgeführt, die grundsätzlich eine offenere Struktur zulässt.
Eine weitere nicht mögliche Kombination ist mit der vermittelten Beobachtung, da diese mit Hilfsmitteln wie Foto- oder Videokameras arbeitet, wofür unter anderem eine Vorbereitung und Planung wichtig ist, die bei einer unsystematischen Beobachtung oft nicht vorkommt.
Da bei einer unvermittelten Beobachtung nur ein Notizblock und Stift verwendet wird und keine anderen weiteren Hilfsmittel, besteht auch eine Kombinationsmöglichkeit zwischen den beiden Beobachtungen.
Aufgrund der meist spontanen Durchführung wird die unsystematische Beobachtung auch häufig als verdeckte Beobachtung durchgeführt, wodurch ein natürliches Verhalten erhalten bleibt.
Durchführung
Obwohl die Herangehensweise bei einer unsystematischen Beobachtung flexibel ist, gibt es ein paar Schritte, die bei der Durchführung behilflich sein können. Denn auch wenn die unsystematische Beobachtungsmethode eher eine freie Beobachtung ist, sollte sie sorgfältig durchgeführt werden. Die Qualität und Relevanz der Forschungsergebnisse hängen nämlich von der Objektivität und Konzentration des Beobachters ab. In dem folgenden Beispiel wird das Verhalten von Kindern auf einem Spielplatz analysiert.
1. Zielsetzung
Auch ohne eine vorher festgelegte Struktur benötigst du ein grobes Verständnis darüber, was du beobachten möchtest. Du solltest ein grobes Forschungsziel entwickeln, welches dir ausreichend Möglichkeiten bietet für spontane Abweichungen.
2. Vorbereitung
Wähle einen Ort und einen Zeitpunkt für die Durchführung. Beachte dabei die Wahrscheinlichkeit, ob das gewünschte Verhalten dort auftreten wird. Überlege dir auch, ob du Hilfsmittel, wie Stift und Papier, zum Dokumentieren benötigst.
3. Durchführung
Versuche, unauffällig zu sein, um das Verhalten der Beobachteten nicht zu beeinflussen. Notiere alle Daten, die dir für dein Ziel als relevant erscheinen. Beachte dabei stets ethische und rechtliche Grundlagen.
4. Reflexion
Plane Zeit ein, um deine Beobachtungen kritisch zu reflektieren.
- Was waren wichtige Erkenntnisse?
- Gab es unerwartete Ereignisse?
- Sind die gesammelten Daten relevant?
5. Dokumentation
Schreibe so bald wie möglich deine Beobachtungen detailliert auf, damit du im späteren Verlauf deines Forschungsprozesses darauf zurückgreifen kannst. Zeichne neben den Beobachtungen auch deine Gedanken, Interpretationen und Fragen auf.
6. Analyse
Suche nach Mustern, wiederkehrenden Verhaltensweisen oder anderen Auffälligkeiten und vergleiche deine Beobachtungen mit vorhandener Literatur, um die Erkenntnisse einzuordnen.
7. Feedback
Teile deine Beobachtungen und Interaktionen mit anderen, um Feedback zu erhalten. Dadurch kannst du deine eigenen Verzerrungen erkennen und subjektive Eindrücke minimieren.
Ziele
Gerade in explorativen, vorläufigen oder kontextspezifischen Untersuchungen sind die Ziele der unsystematischen Beobachtung von Bedeutung. Zu diesen Zielen zählt unter anderem die Exploration unbekannter Phänomene, die dabei hilft einen ersten Überblick über ein Phänomen zu erstellen. Die unsystematische Beobachtung hat auch das Erfassen von Einzelfällen oder seltenen Ereignissen als Ziel, damit diese in ihrem natürlichen Kontext untersucht werden können.
Durch den unstrukturierten Ansatz kann die Methode tiefe und detaillierte Informationen über ein konkretes Verhalten liefern, was viele Studien als Ziel haben. Bei der Methode wird auch häufig die Beeinflussung verringert, da die Teilnehmer selbst nicht wissen, was untersucht wird. Da die unsystematische Beobachtung offen für Neues und Unerwartetes ist, kann sie als Grundlage für viele Studien dienen und im späteren Verlauf durch weitere Forschungsmethoden weitergeführt werden.
Häufig gestellte Fragen
Eine unsystematische Beobachtung erfasst Daten über Verhaltensweisen ohne vorher festgelegte Kriterien.
Bei einer systematischen Beobachtung werden vor der Durchführung bestimmte Kriterien oder Verhaltensweisen festgelegt, die beobachtet werden sollen. Als Gegenteil zu dieser Methode steht die unsystematische Beobachtung, die ohne vorher festgelegte Kriterien durchgeführt wird.
Die Beobachtung untergliedert sich in diverse Formen, die zumeist gegenteilig strukturiert sind: systematische/unsystematische Beobachtung, Selbst-/Fremdbeobachtung oder vermittelte/unvermittelte Beobachtung.