Vollplagiat – Darum solltest du es vermeiden

06.12.23 Uncategorized @ch Lesedauer: 6min

Wie gefällt dir dieser Beitrag?

0 Bewertungen


Vollplagiat-Definition

Der korrekte Umgang mit Quellen zählt zu den Grundprinzipien einer wissenschaftlichen Arbeitsweise, die immer auch auf die Entwicklung eigenständiger Gedankengänge abzielt.1 Werden Bezugnahmen auf fremde Leistungen nicht ordnungsgemäss ausgewiesen, kann sich dies zu einem Plagiat auswachsen.2 Die schwerwiegendste Variante dieser Verstösse stellt das Vollplagiat dar.3 Worum es sich dabei genau handelt erklären wir dir in diesem Artikel.

Vollplagiat «einfach erklärt»

Ein Vollplagiat ist eine besondere Form eines Plagiats. In diesem Fall übernimmt man wörtliche oder auch paraphrasierte Textstellen aus einer anderen Arbeit und gibt diese als seine eigene Idee aus. Die andere Arbeit wird also nicht als Quelle angegeben.

Definition: Vollplagiat

Von einem Vollplagiat spricht man, wenn eine fremde Arbeit ohne Zustimmung des Autors kopiert und als eigene Leistung dargestellt wird.3 Weiter gefasste Definitionen werten auch die Übernahme wesentlicher Teile fremder Arbeiten als Vollplagiat.4

Werden Plagiate an Universitäten erkannt, wird normalerweise zwischen vorsätzlichem und fahrlässigem Handeln unterschieden, wobei zweitere Variante weniger schwer wiegt. Ist der Mangel an Quellenangaben so eklatant, dass ein Versehen nicht plausibel erscheint, kann mitunter von einem vorsätzlichen Handeln ausgegangen werden.5 Bei einem Vollplagiat erscheint eine Berufung auf Fahrlässigkeit in der Regel wenig plausibel.

Beispiel für Vollplagiate

Um dir besser veranschaulichen zu können, was ein Vollplagiat ausmacht, haben wir einige Beispiele für dich zusammengestellt. Das bei diesen Beispielen zum Ausdruck kommende Plagiatsmuster kannst du gemeinsam mit den spezifischen Vorgaben deiner Universität als ersten Prüfmassstab dafür heranziehen, ob eine bestimmte Textpassage ein Vollplagiat darstellt.

Vollplagiat: Beispiel

Die folgende Definition von Plagiaten stammt von der Homepage der Universität Regensburg:

Beispiel für ein Vollplagiat:

«Als Plagiat (im Sinne der Resolution des Deutschen Hochschulverbandes zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis) gilt der Umstand, dass Texte Dritter im Rahmen von Seminar- oder Abschlussarbeiten ganz oder teilweise, wörtlich oder nahezu wörtlich übernommen und als eigene wissenschaftliche Leistung ausgegeben werden. In diesem Sinn liegt auch dann ein Plagiat vor, wenn bei der Übernahme in eine andere Sprache als die des Originals übersetzt wurde. Sinngemässe Übernahmen und wörtliche, in Anführungszeichen gesetzte Übernahmen, die unter Angabe der Quelle als solche gekennzeichnet sind, fallen selbstverständlich nicht unter diese Definition.»6

? Wenn du diesen Textabschnitt übernimmst, ohne dies zu kennzeichnen, begehst du ein Vollplagiat.

Vollplagiat mit Zitatsplagiat: Beispiel

Von einem Zitatsplagiat spricht man, wenn man ein in einer anderen Quelle, Sekundärliteratur, gefundenes Zitat übernimmt und direkt auf die dort zitierte Quelle, Primärquelle, verweist, als hätte man diese im Original eingesehen. Dabei wird die Übernahme aus zweiter Hand, normalerweise gekennzeichnet durch «zitiert nach» oder ähnliche Zusätze, unterschlagen.7

Wer ein Vollplagiat begeht, übernimmt in der Regel auch die Quellenverweise und Zitate des Autors, von dem abgeschrieben wird.
Somit wird zeitgleich auch ein Zitatsplagiat begangen, wie dies beim folgenden Beispiel der Fall wäre:

Beispiel für ein Vollplagiat mit Zitatsplagiat:

«Ein Plagiat liegt vor, wenn ‹Texte Dritter ganz oder teilweise, wörtlich oder nahezu wörtlich übernommen und als eigene wissenschaftliche Leistung ausgegeben werden. Ein solches Vorgehen widerspricht nicht nur guter wissenschaftlicher Praxis, es ist auch eine Form des geistigen Diebstahls und damit eine Verletzung des Urheberrechts.› (Resolution des Deutschen
Hochschulverbandes vom 17. Juli 2002)»8

? Der obenstehende Absatz stammt aus einem Dokument der Universität Münster zum Thema Plagiate. Er enthält neben einer kurzen Einleitung ein wörtliches Zitat aus einer Resolution des Deutschen Hochschulverbandes. Wird die Passage gemeinsam mit anderen Textabschnitten ohne Kennzeichnung kopiert, handelt es sich um ein Vollplagiat in Tateinheit mit einem Zitatplagiat.

Vollplagiat vs. Übersetzungsplagiat – Ein Vergleich

Plagiatsart Plagiatsausmaß Sprachliche Ähnlichkeit
Vollplagiat Ganze Arbeiten oder wesentliche Abschnitte Ganze Arbeiten oder auch "einzelne Sätze oder ganze Passagen"9
Übersetzungsplagiat Weitestgehend identisch Deckungsgleicher Wortlaut in anderer Sprache

Die Konsequenzen eines Vollplagiats

Wie bereits erwähnt kann ein Vollplagiat im extremsten Fall bis zur Exmatrikulation führen. Weitere studienrechtliche Sanktionen umfassen beispielsweise die Nichtigerklärung der Prüfungsleistung oder gar der Widerruf des akademischen Grades.3 Auf zivilrechtlicher Ebene kann es zu Schadenersatzforderungen aufgrund von Urheberrechtsverletzungen kommen; strafrechtlich im Extremfall zu Freiheits- oder Geldstrafen.3

Vermeiden von Vollplagiaten

Dass sich Vollplagiate für Studenten nie auszahlen, ergibt sich aus den bisherigen Ausführungen von selbst. Doch wie lassen sie sich verlässlich vermeiden?
Die folgenden Ratschläge können zur Plagiatsprävention beitragen:

Vollplagiat vermeiden

Vollplagiat begangen – was tun?

Wer ein Vollplagiat begangen hat, sollte sich aktiv und aufrichtig um Schadensbegrenzung bemühen.
Dies kann beispielsweise durch die folgenden Massnahmen erfolgen:

  • Eine rechtskundige Person konsultieren, um die möglichen Konsequenzen des Vollplagiats und den Umgang damit zu erörtern
  • Das Fehlverhalten von sich aus eingestehen
  • Anbieten, eine neue, wissenschaftlich einwandfreie Arbeit zu schreiben
  • Sich beim Betreuer und der plagiierten Person entschuldigen
  • Etwaige entschuldbare Fahrlässigkeitsgründe anführen, wenn vorhanden
  • Das Plagiat nicht in aussichtsloser Weise abstreiten, sondern Reue zeigen
  • Bei den zuständigen Universitätseinrichtungen vorsprechen, um mögliche Lösungswege zu besprechen
  • Ausnahmesituationen angeben, die erklären, warum man sich zu einem Vollplagiat hat hinreissen lassen, wenn vorhanden
  • Keine neuerlichen Unwahrheiten erfinden

Häufig gestellte Fragen

Mit diesem Begriff bezeichnet man die gänzliche Übernahme beziehungsweise das vollständige Abschreiben einer fremden Arbeit, die in weiterer Folge bewusst als eigenständige Leistung ausgegeben wird310

Ein Vollplagiat kann schwerwiegende juristische Konsequenzen nach sich ziehen, und zwar auf straf-, zivil- und universitätsrechtlicher Ebene.3

Die möglichen Konsequenzen sind zumeist gestaffelt. Bei besonders groben Verstössen kann eine Exmatrikulation zu den möglichen Rechtsfolgen gehören.10

Es gibt mehrere Strategien, um Plagiaten vorzubeugen. Ordnungsgemässes Zitieren stellt eine wichtige Absicherung gegen das Begehen eines Vollplagiats dar.9

Nicht jedes Plagiat wird vorsätzlich begangen – gerade bei Studienanfängern können handwerkliche Fehler als Ursache in Frage kommen, was auch einen entsprechenden Wertungsunterschied nach sich zieht.11 Die Behauptung, ein Vollplagiat unabsichtlich begangen zu haben, muss aufgrund des Umfangs der Übernahmen jedoch lebensfremd erscheinen.

Quellen

1 Goethe Universität Frankfurt am Main: Umgang mit Quellen, in: Goethe Universität Frankfurt am Main, o.D., [online] https://www.starkerstart.uni-frankfurt.de/91292213/Umgang_mit_Quellen (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
2 Vogel, Annalena/ Kaiser, Lea: Umgang mit Quellen, in: Universität Heidelberg, 2021, [online] https://backend.uni-heidelberg.de/de/dokumente/handout-umgang-mit-quellen/download (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
3 Universität Wien: Plagiat, in: Universität Wien, o.D., [online] https://studienpraeses.univie.ac.at/infos-zum-studienrecht/wissenschaftliche-arbeiten/plagiat/ (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
4 Goethe Universität Frankfurt am Main: Plagiate, in: Goethe Universität Frankfurt am Main, o.D., [online] https://www.fb03.uni-frankfurt.de/101940130/Plagiate (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
5 Fachhochschule Oberösterreich: Umgang mit Plagiaten in studentischen Arbeiten an der FH OÖ, in: Fachhochschule Oberösterreich, 01.01.2021, [online] https://www.fh-ooe.at/fileadmin/user_upload/fhooe/ueber-uns/organisation/satzung/docs/KOL_Abschnitt_7a_der_Satzung_Umgang_mit_Plagiaten_in_studentischen_Arbeiten_an_der_FH_O%C3%96_V1.2_210101.pdf (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
6 Tassilo, Heinrich: Umgang mit Plagiaten, in: Universität Regensburg, 16.03.2021, [online] https://www.uni-regensburg.de/philosophie-kunst-geschichte-gesellschaft/methoden-politikwissenschaft/studium/umgang-mit-plagiaten/index.html (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
7 Scheer, Uta: Plagiate vermeiden, in: Georg-August-Universität Göttingen, o.D., [online] https://lms.sulb.uni-saarland.de/moodle/pluginfile.php/24455/mod_resource/content/1/Plagiate%20vermeideni_Schreibberatung%20G%C3%B6ttingen.pdf (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
8 Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Informationen zum Thema „Plagiate“
für Studierende sowie Doktoranden und Habilitanden, in: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, o.D., [online] https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/wwu/rektorat/dokumente/info_plagiate_prueflinge.pdf (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
9 Universität Leipzig: Plagiate, in: Universität Leipzig, o.D., [online] https://home.uni-leipzig.de/schreibportal/plagiate/ (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
10 Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt: Leitfaden für die Handhabung von Plagiatsvorwürfen gegenüber Studierenden, in: Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, 05.05.2021, [online] https://www.ku.de/fileadmin/140201/Leitfaden_fuer_die_Handhabung_von_Plagiatsvorwuerfen_gegenueber_Studierenden_Endfassung_05.05.2021.pdf (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
11 Universität Augsburg: Plagiate, in: Universität Augsburg, o.D., [online] https://www.uni-augsburg.de/de/fakultaet/philsoz/information/plagiate/ (zuletzt abgerufen am 06.12.22)


Von

Hanna Weßling

Wie gefällt dir dieser Beitrag?

0 Bewertungen
 
About the author

Hanna Weßling studiert derzeit an der Friedrich-Alexander-Universität. Sie befindet sich in einem fortgeschrittenen Semester im Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften. Durch das Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten, in ihrem Studium, hat sie bereits gelernt, worauf es beim Schreiben einer solchen Arbeit ankommt. Bei BachelorPrint ist sie als Werkstudentin tätig und teilt ihr Wissen gerne mit anderen Studenten.

Alle Beiträge von diesem Autor anzeigen

Unsere Beiträge zu weiteren Themen