Nullartikel – Definition, Verwendung und Beispiele

03.01.23 Grammatik Lesedauer: 6min

Wie gefällt dir dieser Beitrag?

0 Bewertungen


Nullartikel-Definition

Der Nullartikel ist eine grammatische Gesetzmäßigkeit der deutschen Sprache und gehört zu den Artikeln, ebenso wie der unbestimmte und der bestimmte Artikel. Er beugt Missverständnissen vor und fördert einen wissenschaftlich-dezidierten Sprachstil. Dabei gibt es verschiedene Bereiche, in denen der Nullartikel verwendet wird. Hier erfährst du alles Wissenswerte über den Nullartikel, um ihn in deiner nächsten wissenschaftlichen Arbeit richtig zu verwenden.

Nullartikel «einfach erklärt»

Der Nullartikel bezeichnet das Weglassen eines Artikels, wodurch das dazugehörige Subjektiv weder bestimmt noch unbestimmt ist. Der Nullartikel wird beim Plural eines unbestimmten Artikels, bei Abstrakta, bei Berufsbezeichnungen, bei Länder- und Städtenamen und Eigennamen von Personen verwendet.

Definition: Nullartikel

Der Nullartikel bezeichnet in der deutschen Grammatik das Auslassen des Artikels vor einem Substantiv. Für gewöhnlich fordert die deutsche Sprache entweder einen bestimmten oder unbestimmten Artikel. Dadurch wird angegeben, inwieweit sich der Satz auf einen ausgewählten Gegenstand oder nicht näher bekannte Bestandteile einer Kategorie bezieht.

Manchmal lässt sich die (Un-)Bestimmtheit des Substantivs jedoch nicht feststellen oder erzeugt eine unbeabsichtigt eingrenzende Bedeutung. In diesem Fall wird der Nullartikel verwendet. Das Substantiv gilt dadurch weder als bestimmt, noch als unbestimmt.

Nullartikel ersetzen üblicherweise den Plural eines unbestimmten Artikels, stehen vor Abstrakta, Berufsbezeichnungen, Länder- und Städtenamen sowie den Eigennamen von Personen. Der Gebrauch des Nullartikels kann verpflichtend oder optional sein.1

Nullartikel-Verwendung

Regelübersicht zum Nullartikel

Die folgende Übersicht soll dir die Regeln für die Verwendung des Nullartikels verdeutlichen:

Kategorie Abstrakta
Falsch Du hast das Glück gehabt.
Richtig Du hast Glück gehabt.
Kategorie Berufsbezeichnung
Falsch Sie ist die Bäckerin.
Richtig Sie ist Bäckerin.
Kategorie Eigennamen von Personen
Falsch Gestern war ich mit dem Dennis einkaufen.
Richtig Gestern war ich mit Dennis einkaufen.
Kategorie Länder- und Städtenamen
Falsch Ich liebe das Berlin!
Richtig Ich liebe Berlin!
Kategorie Plural eines unbestimmten Artikels
Falsch Am Straßenrand liegen die Steine.
Richtig Am Straßenrand liegen Steine.

Merke: In manchen Fällen, in denen der Nullartikel verwendet wird, kann es sein, dass auch ein bestimmter Artikel grammatikalisch Sinn ergibt. Allerdings verändert sich mit der Verwendung eines bestimmten Artikels die Bedeutung des Satzes. Somit mag der Satz grammatikalisch richtig sein, aber dennoch falsch, denn er übermittelt nun eine andere Botschaft.

Deine Arbeit gedruckt von BachelorPrint
Mit BachelorPrint erhältst du deine hochwertig gedruckte Arbeit mit einer persönlich konfigurierten Bindung bereits ab CHF 7,90. Und unser kostenloser Express-Versand sorgt dafür, dass jeder Schweizer-Student die Arbeit bereits am nächsten Tag in seinen Händen hält.

Die Arten von Artikeln

Die deutsche Grammatik kennt drei Artikelkategorien:

  • Bestimmte Artikel,
  • unbestimmte Artikel und
  • Nullartikel.

Bestimmte Artikel (der, die, das, des, der, dem) markieren das Substantiv als eine ausgewählte, unverwechselbare Entität. Sie geben an, dass es sich um diesen Gegenstand und keinen anderen seiner Art handelt.

Unbestimmte Artikel (ein, eine) markieren hingegen, dass es sich beim betreffenden Substantiv um den nicht näher spezifizierten Vertreter einer Kategorie handelt.

Der Nullartikel zollt semantischen Besonderheiten Tribut, bei denen ein Substantiv weder als bestimmt noch als unbestimmt angegeben werden kann/soll.2

Beispiel: Bestimmter Artikel
Dort hängt das Hemd, das ich dir zeigen wollte.

Beispiel: Unbestimmter Artikel
In der Ecke hängt ein weiteres Hemd.

Beispiel: Nullartikel
Ich gehe gerne mit dir Hemden kaufen.

Der Plural des unbestimmten Artikels

Der unbestimmte Artikel verfügt über keinen Plural, da «ein» und «eine» sich stets auf eine einzelne unbestimmte Entität beziehen. Das Ausweichen auf den bestimmten Artikel würde hingegen die Bedeutung des Satzes verändern. Daher wird in dieser Situation der Nullartikel verwendet.

Beispiel

Im Kofferraum des Malers befindet sich ein Farbeimer.
⇒ unbestimmt, Singular

Im Kofferraum des Malers befinden sich Farbeimer.
⇒ Nullartikel, Plural

Im Kofferraum des Malers befinden sich die Farbeimer.
⇒ bestimmt, Plural mit veränderter Bedeutung

Der Nullartikel bei Eigennamen und Personen

Bei der Verwendung von Eigennamen erzeugt die Verwendung des bestimmten Artikels eine semantische Redundanz. Das liegt daran, dass der Eigenname bereits impliziert, dass es sich um eine bestimmte Person handelt. Die Verwendung eines unbestimmten Artikels widerspricht hingegen der Bedeutung des Eigennamens, da er suggeriert, es handle sich um keine bestimmte Person.

Wenn nicht zwischen mehreren Personen mit dem gleichen Eigennamen unterschieden wird, erfolgt daher die Verwendung des Nullartikels. Dasselbe gilt für Anreden und akademische Titel, die einerseits als Berufsbezeichnung und andererseits als Namenszusatz behandelt werden.

Beispiel

Falsch: Der Hänsel und die Gretel verliefen sich im Wald. 
Richtig: Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald.

Der Nullartikel bei Ländern und Städten

Länder- und Städtenamen werden wie die Eigennamen von Personen behandelt. Auch hier erzeugt die Verwendung des bestimmten Artikels eine semantische Redundanz, während der unbestimmte Artikel impliziert, es gäbe mehrere Orte mit demselben Namen.

Bei Nationalitäten ist die Verwendung des Nullartikels optional, wird jedoch empfohlen, um Allaussagen und nationalitätsbezogene Zuschreibungen zu entschärfen.

Beispiel

Falsch: Die Deutschen haben Grundstücke in dem Kanada gekauft.
Richtig: Deutsche haben Grundstücke in Kanada gekauft.

Es gibt jedoch Ausnahmen. Manche Ländernamen werden mit einem bestimmten Artikel angegeben. Das kann:

  • an bestimmtheitsfordernden Suffixen wie {-ei} liegen, die implizieren, der Ländername sei Teil einer Kategorie und müsse spezifiziert werden,
  • an veraltetem Sprachgebrauch aus der Kolonialzeit (der Kongo, der Irak, der Iran) oder
  • an besonderen Eigenschaften des Ländernamens, die eine Abgrenzung suggerieren (die Vereinigten Staaten von Amerika, im Gegensatz zu anderen amerikanischen Staaten).

Beispiel

Falsch: Ich sende euch Grüße aus Mongolei.
Richtig: Ich sende euch Grüße aus der Mongolei.

Falsch: Ich wurde in USA geboren.
Richtig: Ich wurde in den USA geboren.

Der Nullartikel bei Abstrakta

Ein Abstraktum ist ein Substantiv, das sich nicht auf eine physisch greifbare Entität, sondern auf einen Sachverhalt aus Ideen, Zusammenhängen oder Gefühlen bezieht.

Abstrakta können sowohl mit als auch ohne Artikel angegeben werden. Allerdings führt die Verwendung von Artikeln dazu, dass sich das Substantiv nicht allgemein auf das Abstraktum, sondern auf eine spezifische Erscheinungsform/Version desselben bezieht.

Beispiel

bestimmter Artikel: 
Das ist nicht die Leidenschaft, die die Fans von der Mannschaft sehen wollen.

Nullartikel:
Leidenschaft ist ein wichtiger Antrieb im Sport.

Nullartikel: weitere Einsatzmöglichkeiten

Neben den genannten Fällen gibt es weitere Situationen, in denen der Gebrauch des Nullartikels angebracht ist. Darunter fallen Stoffbezeichnungen und Mengenangaben sowie Zeitangaben mit adjektivischem Attribut, aber ohne Präposition.

Stoffbezeichnungen bezeichnen weder Bestandteile einer Kategorie noch dezidiert ausgewählte Objekte, sondern die Kategorie als solche.

Dasselbe gilt für Mengenangaben, in denen die Quantifizierung anstelle des Artikels das betreffende Substantiv bestimmt.

Zeitangaben mit adjektivischen Attributen werden durch diese näher bestimmt und müssen nicht zusätzlich durch einen Artikel markiert werden.

Beispiel: Stoffbezeichnungen
Falsch:
Wir brauchen sehr viel des Eisens, um diese Brücke zu bauen.
Richtig:
Wir brauchen sehr viel Eisen, um diese Brücke zu bauen.

Beispiel: Mengenangaben
Falsch:
Für ein ordentliches Brot benötigen wir mindestens 500 Gramm des Mehls.
Richtig:
Für ein ordentliches Brot benötigen wir mindestens 500 Gramm Mehl.

Beispiel: Stoffbezeichnungen
Falsch:
Gestern der Nacht trug sich Erstaunliches zu.
Richtig:
Gestern Nacht trug sich Erstaunliches zu.

Tipp für deine Abschlussarbeit
Vor Abgabe deiner Arbeit solltest du die Online-Plagiatsprüfung von BachelorPrint durchführen, um wirklich jedes Plagiat zu vermeiden. Ab CHF 19,90 überprüfen wir deine gesamte Arbeit auf Plagiate und nach nur 10 Minuten erhältst du schon dein ausführliches Ergebnis.

Häufig gestellte Fragen

Der Nullartikel bezeichnet das Auslassen des Artikels vor einem Substantiv, das weder bestimmt noch unbestimmt ist. In den meisten Fällen ist der Nullartikel grammatisch verpflichtend. Er kann jedoch auch gezielt eingesetzt werden, um die nähere Bestimmung eines (bestimmbaren) Substantivs offenzuhalten.

Der Nullartikel steht vor Berufsbezeichnungen, Zeitangaben ohne Präposition, Abstrakta und Stoffbezeichnungen, Namen von Ländern, Städten und Personen sowie vor Mengenangaben. Außerdem wird er verwendet, wenn ein Substantiv im Plural steht, das im Singular über einen unbestimmten Artikel verfügen würde.

Der Nullartikel ermöglicht dir (unter anderem), zu formulieren, dass du dich auf eine Klasse von Gegenständen und nicht auf einen spezifischen/begrenzten Gegenstand beziehst.

Nullartikel sind unangebracht, wenn du dich auf einen konkreten Gegenstand beziehst. Dieser muss mit einem bestimmten Artikel angegeben werden.

Abstrakta sind Substantive, die sich nicht auf einen greifbaren Gegenstand, sondern auf einen abstrakten Sachverhalt beziehen. Dies können zum Beispiel Gefühle oder wissenschaftliche Theorien sein.

Quellen

1 Universität Tampere: Zum Gebrauch des Artikels im Zusammenhang mit dem Substantivattribut bei Eigennamen im Deutschen, in: trepo.tuni.fi, Juni 2006, [online] https://trepo.tuni.fi/bitstream/handle/10024/93565/gradu01154.pdf?sequence=1 (zuletzt abgerufen am 20.12.2022)

1 Stollhans, Sascha (2012) Ich trinke gerne *die Tee: der Nullartikel aus der Perspektive französischsprachiger Deutschlerner unter besonderer Berücksichtigung generischer Ausdrücke., in: core.ac.uk, 2012, [online] https://core.ac.uk/download/pdf/33574034.pdf (zuletzt abgerufen am 20.12.2022)