Ein Pleonasmus liegt vor, wenn einem Begriff Eigenschaften zugeschrieben werden, die bereits in der Begriffsbedeutung angelegt sind. In wissenschaftlichen Arbeiten verstärken sie allerdings den Eindruck, der Verfasser sei unsicher in der Verwendung seines Vokabulars. Hier erfährst du im Detail, was ein Pleonasmus ist, wie du ihn vermeiden kannst und ob es sinnvolle Möglichkeiten gibt, ihn in deine Arbeit zu integrieren.
Definition: Pleonasmus
Der Pleonasmus ist eine rhetorische Figur, die einem Gegenstand Eigenschaften zuschreibt, die bereits in der Begriffsbedeutung angelegt sind. Demnach handelt es sich bei dem Stilmittel, am Informationswert gemessen, um eine überflüssige Erläuterung.
Pleonasmen werden in der Literatur und in performativen Texten dazu verwendet, den Gegenstand besonders eindrücklich zu schildern, indem sie seine Attribute explizieren. In sachlichen Texten wie wissenschaftlichen Arbeiten sind sie hingegen eine semantische Redundanz, die als stilistischer Fehler aufgefasst wird.
Oftmals entsteht ein Pleonasmus unfreiwillig, wenn der Verfasser nur unzureichende Kenntnisse über das betreffende Vokabular abrufen kann. Bewusst platzierte Pleonasmen können entweder dazu dienen, unkundigen Lesern das Textverständnis zu erleichtern oder (häufiger) die Wirkung der Aussage zu verstärken.
Anwendung
Der Pleonasmus kann als Stilmittel in unterschiedlichen Kontexten angewandt werden. Oft wird er intuitiv verwendet, er kann aber auch gezielt eingesetzt werden, um Texte interessanter, verständlicher oder ausdrucksstärker zu gestalten.
Nicht offensichtliche Pleonasmen
Insbesondere, wenn Verfasser und/oder Leser sich mit dem verwendeten Vokabular nicht auskennen, können Pleonasmen zunächst unerkannt bleiben. In diesem Fall erzielen sie zwar einen aufklärenden Mehrwert, sind jedoch kein probates Mittel, um in sachlichen Texten über die Beschaffenheit des beschriebenen Gegenstands zu informieren. Eine explizite Begriffserläuterung ist immer angebrachter als ein behelfsmäßiger Pleonasmus.
Pleonasmen bei Abkürzungen
Viele Abkürzungen sind so verbreitet, dass sie als Akronym in den Sprachgebrauch übergegangen sind. Dabei geht die Bedeutung bisweilen so weit verloren, dass sie der Abkürzung wieder angehängt wird. Meistens betrifft die pleonastische Ergänzung das letzte Wort der Abkürzung. In anderen Fällen fügt sich die Abkürzung mit einer pleonastischen Ergänzung klanglich besser in den Satz. Das ist allerdings nur bei literarischen/ performativen Texten eine legitime Begründung für die Verwendung des Pleonasmus.
Pleonasmen bei Fremdwörtern
In der deutschen Sprache gibt es viele Begriffe, die Wortbestandteile aus anderen Sprachen verwenden. Da die Bedeutung dieser Bestandteile nicht jedem geläufig ist, wurden die Begriffe um deutsche Wortbestandteile ergänzt. Dadurch ergeben sich Komposita, die das Lehnwort enthalten und Teile der Übersetzung gleich mitliefern. Auch in diesen Fällen liegt ein Pleonasmus vor.
Pleonasmen in wissenschaftlichen Arbeiten
Wissenschaftliche Arbeiten verlangen nach einem (möglichst) sachlichen Schreibstil und inhaltlich pointierten Aussagen. Pleonasmen, die semantische Redundanz verkörpern, sind daher für die Forschung ungeeignet. Sollte sich eine pleonastische Aussage in den Text geschlichen haben, solltest du sie durch eine schlankere Formulierung ersetzen. Oft genügt es, das beschreibende Adjektiv zu streichen.
In seltenen Fällen können pleonastische Formulierungen in wissenschaftlichen Texten eine Analyse untermauern. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn zur Debatte stünde, ob ein Begriff tatsächlich die (vermeintlich) redundante Beschreibung beinhaltet. Diese Verwendung des Pleonasmus solltest du jedoch transparent machen.
Darüber hinaus sind Pleonasmen als Stilmittel für wissenschaftliche Texte zwar ungeeignet, eine pleonastische Struktur wirkt sich jedoch förderlich auf die Les- und Verstehbarkeit des Textes aus. Mit einer pleonastischen Struktur ist hier gemeint, dass jeder Begriff, der nicht unmittelbar geläufig ist, erläutert werden muss. Dadurch zeigst du ausdrücklich, dass du die Terminologie verstanden hast und erleichterst themenfremden Lesern den Zugang zu deinem Text.
Wirkung
Der Pleonasmus kann unterschiedliche Wirkungen haben, je nachdem, wie und in welchem Kontext er verwendet wird. Die grundlegende Wirkung ist jedoch die Verstärkung und Betonung eines bestimmten Aspekts oder einer Idee, durch die Wiederholung von Wörtern mit einer ähnlichen oder identischen Bedeutung.
Eine weitere Wirkung ist die stilistische Bereicherung, durch das Erzeugen von Rhythmus, Klangfarbe oder einer bestimmten Stimmung, wodurch der Pleonasmus zur Ästhetik des Ausdrucks beiträgt. Dadurch wirken literarische Texte reicher und ausdrucksvoller.
Zusätzlich sorgt das Stilmittel noch für Klarheit und Eindeutigkeit, indem es Missverständnisse vermeidet, damit eine Botschaft klar und unmissverständlich verstanden wird. Dies ist vor allem bei der Vermittlung von komplexen und wichtigen Informationen hilfreich.
Des Weiteren kann das Stilmittel Humor und Ironie erzeugen, damit eine spielerische Stimmung entsteht oder damit auf subtile Weise Kritik geübt werden kann. Denn die scheinbare Redundanz kann zu einem überraschenden oder amüsanten Effekt führen.
Außerdem kann das Stilmittel zur Charakterisierung und Atmosphäre beitragen. Dies geschieht, indem es in erzählenden Texten Charaktere, Orte oder Situationen auf eine bestimmte Weise charakterisiert und eine Atmosphäre der Übertreibung, Einfachheit oder anderer spezifischer Stimmungen erzeugt.
Eine weitere Wirkung ist das Gefühl der Vertrautheit und Zugehörigkeit, da viele Pleonasmen in Sprachwendungen, Redewendungen oder Sprichwörtern auftreten, wodurch sie zur Bewahrung kultureller Eigenheiten beitragen. Das Stilmittel kann aber auch eine kritische Reflexion über Sprache und Kommunikation anregen, indem es auf die Komplexität und manchmal unlogischen Aspekte der Sprache hinweist.
Pleonasmus vs. Tautologie
Die Begriffe Pleonasmus und Tautologie werden häufig synonym verwendet. Tatsächlich handelt es sich bei beiden rhetorischen Figuren um eine semantische Redundanz. Sie unterscheiden sich jedoch in der Art und Weise, diese herbeizuführen. Ein Pleonasmus ist eine durch die Begriffsbedeutung überflüssige Beschreibung. Das impliziert, dass ihr ein Begriff und eine Beschreibung zugrunde liegen, die in einem hierarchischen Verhältnis zueinander stehen.
Eine Tautologie besteht hingegen darin, dass zwei gleichrangige Begriffe mit ähnlicher/gleicher Bedeutung (oft in einer Paarformel) so verwendet werden, als würden sie einander ergänzen. Tautologien und Pleonasmen werden beide vorrangig in literarischen und performativen Texten (zum Beispiel Reden) verwendet und sollten in wissenschaftlichen Arbeiten (weitestgehend) vermieden werden.
Pleonasmus | Tautologie |
ängstlicher Feigling | Angst und Bange |
christlicher Rosenkranz | immer und ewig |
Fußpedal | Morgenstern und Abendstern |
Häufig gestellte Fragen
Der Pleonasmus ist ein rhetorisches Stilmittel, das einem Begriff Eigenschaften zuschreibt, die bereits in der Bedeutung des Begriffs angelegt sind. Beispiele für Pleonasmen sind: weißer Schimmel; großer Riese; gebackenes Brot und runder Kreis.
Pleonasmen wiederholen dieselbe Bedeutung in unterschiedlichen Worten. Demzufolge bieten sie der wissenschaftlichen Argumentation keinen Mehrwert. Darüber hinaus vermitteln sie den Eindruck, der Verfasser wisse nicht, was die von ihm verwendeten Begriffe bedeuten.
Pleonasmen dienen in literarischen Texten dazu, der Begriffsbedeutung besonderen Nachdruck zu verleihen. Ferner können sie unkundigen Lesern, die den beschriebenen Gegenstand nicht kennen, einen Eindruck davon vermitteln, wie dieser beschaffen ist. In wissenschaftlichen Arbeiten sollten Begriffsklärungen jedoch mit größerer Transparenz stattfinden.
Der Pleonasmus im engeren Sinne, also die Beschreibung eines Begriffs mit seinen inhärenten Eigenschaften, ist in einer wissenschaftlichen Arbeit grundsätzlich unangebracht. Eine pleonastische Struktur, die jeden Begriff zunächst erläutert, wirkt sich hingegen förderlich auf die Qualität der Arbeit aus.
Ein Pleonasmus beschreibt Begriffe mit ihren inhärenten Eigenschaften, während eine Tautologie zwei oder mehr gleichrangige Begriffe/Sätze mit gleicher oder sehr ähnlicher Bedeutung realisiert. Ein Beispiel für eine Tautologie ist die Zwillingsformel Angst und Bange.