
In jede wissenschaftliche Arbeit gehört ein Kapitel, das den aktuellen Stand der Forschung zu deinem Thema darlegt. Dieses Kapitel erfüllt gleich zwei Funktionen: Du vermittelst der Leserschaft nicht nur den jeweiligen Forschungsstand, sondern lieferst gleichzeitig die Grundlage und Begründung für deine Arbeit. Wie du dabei vorgehst und was du beachten solltest, wenn du den Forschungsstand beschreibst, das zeigen wir dir in diesem Beitrag.
Definition: Forschungsstand
Forschungsstand, Stand der Technik, Stand der Wissenschaft – hinter all diesen Begriffen verbirgt sich eine Zusammenfassung der wichtigsten Publikationen und relevanten Erkenntnisse der Forschung zu einem bestimmten Thema. Damit beschreibst du also die aktuelle Situation in einem Forschungsfeld, um zu zeigen, wie der beschriebene Forschungsstand deine eigene Untersuchung einordnet.
Du belegst so die Relevanz deines Ansatzes, den du mit deiner Forschung verfolgst, und machst deutlich, in welchen wissenschaftlichen Kontext sich deine Arbeit einfügt. Der Forschungsstand bringt dabei die bisherigen Diskussionen und die gewonnenen Erkenntnisse aus der Literatur auf den Punkt – und zeigt zugleich, an welchen Stellen du dich mit deiner Frage ansetzen kannst.
Umfang & Einordnung
Wie umfangreich du den bisherigen Forschungsstand in deiner Arbeit darstellst, hängt von der Komplexität deiner Forschungsfrage ab. Je mehr Aspekte zum Thema beleuchtet werden müssen, desto ausführlicher sollte der Abschnitt ausfallen. Besonders bei interdisziplinären Themen oder wenn es viele disparate Forschungsergebnisse gibt, kann sich ein etwas längerer Überblick lohnen, um die Forschungstrends zum Thema transparent zu machen.
Der Forschungsstand gehört in der Regel zum theoretischen Rahmen deiner Arbeit und schließt sich direkt an die Einleitung an. Wenn du eine mehrseitige Einleitung verfasst, kann der Forschungsstand darin bereits ausführlich eingeführt werden. Auch für das Exposé gilt: Du wirst ein eigenes Kapitel zum Forschungsstand brauchen, um die Relevanz deiner Arbeit zu belegen.
Unabhängig vom Format zeigt der Forschungsstand, welche wichtigsten Publikationen es zum jeweiligen Thema gibt und wie sich deine Arbeit darin verortet.
Beschreibung
Um den Forschungsstand adäquat zu beschreiben, wählst du zunächst eine jeweilige Betrachtungsweise, thematisch oder chronologisch, die dir eine übersichtliche Darstellung der einzelnen Forschungsergebnisse ermöglicht. Mit dieser Entscheidung bringst du die wichtigsten Forschungsergebnisse verschiedener Autoren zum Thema zusammen, vergleichst sie kritisch und erkennst, welche Forschungstrends zum Thema sich in den bisherigen Untersuchungen abzeichnen.
Im nächsten Schritt sammelst du systematisch die wichtigsten Publikationen und extrahierst daraus die gewonnenen Erkenntnisse – so stellst du sicher, dass dein Text den bisherigen Forschungsstand präzise widerspiegelt.
Achte darauf, jede bestimmte Publikation sauber zu zitieren: Eine Tabelle oder Matrix, in der du Autor, Jahr, Methode und Ergebnis zu jeder jeweiligen Publikation notierst, macht den Forschungsstand anschaulich.
Gerade hier lohnt es sich, die Literatur in Form übersichtlicher Listen aufzubereiten, damit Lesende sofort die relevanten Publikationen und deren relevanten Erkenntnisse erfassen können.
Sobald dieser Überblick steht, bringst du deine klare Forschungsfrage und falls vorhanden, die offene Forschungsfrage ins Zentrum. Genau hier kommt der Forschungsstand ins Spiel: Er zeigt, warum deine aktuelle Studie oder kritische Studie notwendig ist, wie sie die wichtigsten Forschungsergebnisse erweitert und welche neuesten Erkenntnisse sie liefert. Auf diese Weise positionierst du deinen Beitrag zum Thema überzeugend innerhalb des bestehenden Wissensnetzes und leitest elegant zur nächsten Kapitelphase über.
Betrachtungsweisen
Dir stehen zwei grundsätzliche Betrachtungsweisen zur Verfügung:
- Thematische Betrachtungsweise
- Chronologische Betrachtungsweise
Entsprechend unterschiedlich musst du an die Aufarbeitung der Forschungsergebnisse gehen.
Willst du sie thematisch betrachten, dann hast du etwa die verschiedenen vertretenen Meinungen zum Thema abzugrenzen bzw. die inhaltlich gleichen Konzepte zusammenzufassen.
Bevorzugst du die chronologische Betrachtungsweise, dann sortierst du die Forschungsergebnisse nach dem Datum der jeweiligen Veröffentlichung.
Fakt ist, dass beide Varianten dazu dienen, den für deine wissenschaftliche Arbeit relevanten Forschungsstand sinnvoll zusammenzustellen und prägnant darzustellen.
Schematische Darstellung
Den Forschungsstand gut strukturiert darzustellen, erleichtert das Lesen – und hier kann ein bewährtes Schema helfen: Sortiere schon beim Studieren der Quellen die Informationen anhand einiger W-Fragen in verschiedene Kategorien ein und markiere sie entsprechend farbig. So erleichterst du das Zusammentragen der Daten, wie beispielsweise mit folgendem Schema:
Hier ein Beispiel, wie diese Informationen in den Forschungsstand integriert werden könnten:
Zeitform
Vermeide hingegen das Präteritum – es wirkt schnell zu distanziert oder abgeschlossen und ist für den Forschungsstand stilistisch weniger geeignet.
Ansatzpunkte für eigene Forschung
Nachdem du den Forschungsstand beschrieben hast, geht es darum, deinen eigenen Beitrag innerhalb des wissenschaftlichen Kontexts zu formulieren. Ausgehend von den wichtigsten Publikationen und den darin enthaltenen relevanten Erkenntnissen, entwickelst du deinen methodischen und inhaltlichen Zugang zur Fragestellung. Dabei gibt es unterschiedliche Ansätze, wie du auf den bisherigen Forschungsstand reagieren kannst.
Du untersuchst einen Aspekt, der bislang in keiner bestimmten Publikation vertieft behandelt wurde – sei es, weil er übersehen wurde oder weil frühere Studien widersprüchliche oder disparate Forschungsergebnisse lieferten. Ziel deiner Arbeit ist es, diese Lücke zu schließen und damit zur Erweiterung der aktuellen Wissenslage beizutragen.
Du stellst dich kritisch zu den Aussagen der relevanten Publikationen und widersprichst gängigen Annahmen. Diese kritische Studie kann besonders dann sinnvoll sein, wenn du methodische Schwächen in der bisherigen Forschung aufdeckst oder neue Daten erhebst, die den bisherigen Konsens in Frage stellen.
Oft ergeben sich aus dem bisherigen Forschungsstand neue Fragen. Deine Arbeit knüpft genau hier an – mit einer offenen Forschungsfrage, die du mithilfe aktueller Methoden beantworten willst. Deine aktuelle Studie zielt also nicht auf Widerspruch, sondern auf weiterführende Erkenntnisse, die bestehende Theorien ergänzen oder differenzieren. Damit lieferst du einen eigenständigen Beitrag zum Thema und positionierst deine Bachelorarbeit zum Thema sichtbar im Fachdiskurs.
Literatur finden
Die Qualität der von dir genutzten Quellen ist entscheidend. Schließlich soll der beschriebene Forschungsstand als Basis deiner Argumentation dienen. Umso wichtiger ist es, gezielt die wichtigsten Publikationen zum Thema zu finden und einzubeziehen. Diese sollten wissenschaftlich fundiert, aktuell und im wissenschaftlichen Kontext anerkannt sein.
Achte bei deiner Recherche besonders auf folgende Punkte:
✅ Autoren zum Thema
Prüfe, ob es sich um ausgewiesene Fachleute handelt – häufig erkennst du das an der institutionellen Zugehörigkeit oder zu der Häufigkeit, mit der eine bestimmte Publikation zitiert wird.
✅ Veröffentlichung
Das Veröffentlichungsdatum ist ein wichtiges Kriterium. Je nach Forschungsfeld solltest du veraltete Literatur vermeiden, um wirklich den aktuellen Wissensstand abzubilden. Verweise lieber auf relevante Erkenntnisse aus einer aktuellen Studie oder einer neueren jeweiligen Publikation.
✅ Auftraggeber
Berücksichtige, wer eine Studie finanziert hat – das kann Einfluss auf die Interpretation der Ergebnisse haben. Besonders bei kontroversen Themen ist es sinnvoll, mehrere Perspektiven durch unterschiedliche relevante Publikationen zu vergleichen.
Um schneller zu den richtigen Quellen zu gelangen, hilft dir die Schneeballmethode: Du nutzt das Literaturverzeichnis einer wichtigen Publikation, um weitere relevante Arbeiten zu finden. Ergänzend kannst du die Literatur in Form digitaler Datenbanken durchsuchen.
Wenn du die wichtigsten Publikationen einmal identifiziert hast, lohnt es sich, deren Erkenntnisse systematisch zu erfassen. So erhältst du eine solide Grundlage, um deinen Forschungsstand mit ChatGPT schreiben oder gezielt Forschungsstand mit ChatGPT formulieren zu können.
Formulierungsbeispiele
Das Formulieren der von dir ermittelten aktuellen Forschungsergebnisse erfordert etwas Sorgfalt – du solltest auch hier Wiederholungen vermeiden, um den Lesefluss nicht zu stören. Hier einige Beispielwendungen, die dir bestimmt weiterhelfen.
Vorstellen der Forschungsergebnisse
Um Forschungsergebnisse sachlich und nachvollziehbar in den Text einzuführen, kannst du auf folgende Formulierungen zurückgreifen.
Hervorheben von Gemeinsamkeiten
Wenn mehrere Studien zu ähnlichen Ergebnissen kommen oder dieselbe Auffassung vertreten, helfen diese Wendungen beim Vergleich.
Betonen von Unterschieden
Um abweichende Positionen oder widersprüchliche Forschungsergebnisse klar herauszustellen, bieten sich folgende Formulierungen an.
Aufzeigen von Forschungslücken
Wenn du auf bestehende Lücken in der bisherigen Forschung aufmerksam machen willst, helfen dir die folgenden Formulierungen weiter.
Weiterführung der Forschung
Wenn deine Arbeit bestehende Forschung gezielt ergänzen oder vertiefen soll, eignen sich die folgenden Formulierungen besonders gut.
Formulierung mit ChatGPT
Beim wissenschaftlichen Schreiben kann ChatGPT eine wertvolle Unterstützung bieten – größtenteils dann, wenn es um die präzise Formulierung von Forschungsfragen, Gliederungspunkten oder theoretischen Zusammenfassungen geht. Damit die Antworten der KI jedoch möglichst zielgerichtet und hilfreich sind, ist die Gestaltung des Prompts entscheidend.
Dieser führt häufig zu sehr oberflächlichen und unstrukturierten Ergebnissen.
Rolle zuweisen & detaillieren
Effektiver ist es, der KI eine konkrete Rolle zuzuweisen – zum Beispiel als wissenschaftlicher Assistent oder Experte für ein bestimmtes Fachgebiet – und dabei möglichst genau zu erklären, was gebraucht wird. So erhält man nicht nur präzisere Inhalte, sondern auch eine passendere Tonalität.
Solche Prompts fördern nicht nur strukturierte Ergebnisse, sondern helfen auch dabei, relevante Aspekte gezielt anzusprechen und so schneller zu einem verwertbaren Input zu kommen.
Nutze ChatGPT zur Ideengenerierung, Strukturierung oder sprachlichen Inspiration, nicht zum direkten Verfassen ganzer Textabschnitte. Auch bei guter Formulierung besteht immer die Gefahr eines Plagiats, da Inhalte möglicherweise aus unbekannten Quellen übernommen wurden. Formuliere daher immer eigenständig um und prüfe Inhalte sorgfältig.
Häufig gestellte Fragen
Als Forschungsstand wird die strukturierte Zusammenfassung der wichtigsten Publikationen, Theorien und Ergebnisse zu einem bestimmten Thema bezeichnet. Du ordnest deine Arbeit damit in den bestehenden wissenschaftlichen Kontext ein und machst deutlich, wie dein eigener Beitrag zum Thema positioniert ist.
In den Forschungsstand gehören
- die relevanten Erkenntnisse bisheriger Forschung,
- die wichtigsten Theorien,
- zentrale Debatten,
- aktuelle Forschungstrends zum Thema sowie
- Hinweise auf bestehende Forschungslücken.
Ziel ist es, einen Überblick über den bisherigen Forschungsstand zu geben und daraus eine klare Forschungsfrage abzuleiten.
Die Länge hängt vom Umfang deiner Arbeit ab. In einer Bachelorarbeit zum Thema reicht meist ein Abschnitt von 1 bis 3 Seiten. Bei größeren Arbeiten kann es sinnvoll sein, den Forschungsstand in einer mehrseitigen Einleitung oder in einem separaten Kapitel ausführlich darzustellen.
Der Forschungsstand sollte sachlich, präzise und strukturiert formuliert sein. Wichtige Quellen und einzelne Forschungsergebnisse werden knapp zusammengefasst, verglichen und ggf. kritisch eingeordnet.
Üblicherweise nutzt du das Präsens oder Perfekt. Das Präteritum vermeidest du, da es zu distanziert wirkt und keinen Bezug zum aktuellen Wissensstand herstellt.