Gütekriterien qualitativer Forschung – Der Überblick

16.08.2022 Gütekriterien Lesedauer: 8min

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Gütekriterien qualitativer Forschung-01

Die Gütekriterien bilden das Rückgrat einer jeden Forschungsarbeit und dienen als Qualitätssicherung. Anders als bei der quantitativen Forschung stützt man sich bei der qualitativen Forschung weniger auf Fakten, sondern vielmehr auf Interpretationen der erhobenen Daten. Gütekriterien qualitativer Forschung sind demnach nicht allgemeingültig. In diesem Beitrag erklären wir dir, was die Gütekriterien qualitativer Forschung sind und welche Besonderheiten sie haben.

Gütekriterien qualitativer Forschung „einfach erklärt“

Die Gütekriterien qualitativer Forschung sind Bedingungen, die jede qualitative Forschung innerhalb der empirischen Sozialforschung erfüllen muss, um wissenschaftlich anerkannt zu werden.

Definition: Gütekriterien qualitativer Forschung

Gütekriterien qualitativer Forschung lassen sich nur sehr schwer anwenden und definieren, da die qualitative Sozialforschung an sich einen subjektiven Charakter trägt. Da die forschende Person bei qualitativen Forschungsmethoden wie dem Interview oder der Gruppendiskussion anwesend ist und aktiv in die Methodik eingreift, fallen die Ergebnisse subjektiver aus, als dies bei der quantitativen Forschung der Fall wäre.

Im Rahmen der qualitativen Forschung haben sich dennoch drei allgemein anerkannte Gütekriterien durchsetzen können:

Die qualitative Forschung kommt vor allem in jenen Bereichen zum Einsatz, in denen harte Fakten und Zahlen von geringem Interesse sind. Daher beziehen sich die Gütekriterien qualitativ-empirischer Sozialforschung am häufigsten auf Themen in den Bereichen der Geisteswissenschaften. Im Laufe einer qualitativen Forschung kann sich das Forschungsinteresse sogar ändern, da neue Perspektiven aufgedeckt werden.

Gütekriterien quantitativer und qualitativer Forschung vereinen sich dann, wenn man sich des sogenannten Mixed-Methods-Ansatzes bedient. In solchen Fällen wird die Forschung quantitativ bzw. qualitativ durchgeführt, die Ergebnisse werden anhand der gegenteiligen Forschungsmethode analysiert.

Beispiel: Gütekriterien qualitativer Forschung

In einer Interviewstudie zu Homeoffice-Erfahrungen beschreibt die Forscherin transparent ihr Vorgehen, reflektiert ihre eigene Voreingenommenheit als Homeoffice-Nutzerin und diskutiert, inwieweit ihre Ergebnisse auf andere Berufsfelder übertragbar sind.

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Gütekriterien qualitativer und quantitativer Forschung

In der quantitativen ebenso wie der qualitativen Forschung werden Daten erhoben und ausgewertet. Die somit erhaltenen Ergebnisse fließen dann in die Beantwortung der Forschungsfrage ein und dienen dazu, Hypothesen zu bestätigen bzw. neue Thesen aufzustellen.

In der qualitativen Forschung wird eine kleinere Zielgruppe befragt, dafür werden die Daten eingehender und tiefer erforscht. Die Ergebnisse fallen somit eher subjektiv aus. Zu den qualitativen Forschungsmethoden zählen unter anderem das Experteninterview und die Gruppendiskussion. Da du an diesen Methoden aktiv beteiligt bist, kannst du sie auch beeinflussen.

Die quantitative Forschung hingegen befasst sich mit der Auswertung großer Datenmengen. Sie dient dazu, Verhaltensmuster zu identifizieren und bereits bestehende Thesen zu überprüfen.

Welche Methode Verwendung findet, hängt vor allem von dem jeweiligen Themenbereich ab, in dem geforscht wird. Wenn man qualitativ forscht, ist es wichtig, die Gütekriterien qualitativer Sozialforschung einzuhalten.

Die qualitative Forschungsstrategie ist durch ihre Nähe zur Alltagswelt gekennzeichnet. Man geht auf den Einzelfall ein und versucht, ihn zu verstehen. Die Form der Datenerhebung ist dabei offen. Die quantitative Forschung hingegen bleibt der Alltagswelt fern und orientiert sich an Stichproben. Es geht darum, größere Zusammenhänge zu erkennen und das Verhalten bzw. die Vorlieben einer Gruppe zu untersuchen.

Obwohl oft angenommenen wird, dass es sich bei der quantitativen und der qualitativen Forschung um gegensätzliche Methoden handelt, ist dies nicht unbedingt der Fall. So können beispielsweise Gütekriterien qualitativer Forschung genutzt werden, um quantitative Ergebnisse zu beurteilen (Mixed-Methods-Ansatz).

3 Gütekriterien qualitativer Forschung

In der qualitativen Forschung kommen die drei Gütekriterien Transparenz, Intersubjektivität und Reichweite zum Einsatz. Gütekriterien qualitativer Forschung zeigen eine gewisse Ähnlichkeit zu den Gütekriterien der quantitativen Forschung, lassen jedoch eine höhere Subjektivität zu. Werden die Gütekriterien Transparenz und Intersubjektivität gewahrt, ist die Forschung auch für Außenstehende nachvollziehbar.

Das Gütekriterium der Reichweite gilt in dem Fall als erfüllt, wenn die Ergebnisse deiner qualitativen Forschung auch bei anderen ähnlichen Forschungen ähnlich bestehen bleiben. Da sich die qualitative Forschung vor allem mit Einzelfällen beschäftigt, wird dadurch die Übertragbarkeit der Forschung gewährleistet und ein Einzelfall der Ergebnisse ausgeschlossen.

Gütekriterien qualitativer Forschung - 3 Gütekriterien qualitativer Forschung

Transparenz

Das qualitative Gütekriterium der Transparenz überschneidet sich mit dem quantitativen Gütekriterium der Validität. Um das Gütekriterium der Transparenz zu wahren, muss jeder deiner Arbeitsschritte nachvollziehbar für Außenstehende dokumentiert werden. Auch Außenstehende sollen verstehen können, wie du anhand deiner Forschungsmethoden zu deinen Ergebnissen gekommen bist.

Aufgrund der eingehenden Dokumentation des Forschungsvorgangs wird deutlich, ob du auch tatsächlich das gemessen hast, was du messen wolltest. Die Transparenz muss in sämtlichen Bereichen vorhanden sein. Dies gilt für die Forschungsfrage, die Wahl der Forschungsmethoden und die Auswertung der Daten.

Beispiel: Transparenz

In deiner Bachelorarbeit erklärst du Schritt für Schritt, wie du deine Interviews vorbereitet, durchgeführt und ausgewertet hast. Du beschreibst auch genau, warum du offene Fragen gewählt hast, und wie du die Antworten anschließend thematisch geordnet hast. So kann jede außenstehende Person den Forschungsprozess und deine Ergebnisse nachvollziehen.

Intersubjektivität

Die Ergebnisse einer qualitativen Forschung sind in hohem Maße subjektiv. Allerdings müssen diese Ergebnisse auch für Außenstehende plausibel sein. Ist dies der Fall, spricht man vom Gütekriterium der Intersubjektivität. Wenn man Gütekriterien qualitativer Forschung mit quantitativen vergleicht, lässt sich eine Brücke zwischen der Objektivität und der Intersubjektivität schlagen.

Damit das Gütekriterium der Intersubjektivität gewahrt bleiben kann, müssen die Ergebnisse eine eigene Meinung des Lesers zulassen. Du solltest auch deine Rolle in der Forschung reflektieren und darauf eingehen, wie stark deine persönliche Meinung die Forschungsergebnisse beeinflusst hat.

Beispiel: Intersubjektivität

In deiner qualitativen Studie erklärst du, dass du durch dein eigenes Interesse am Thema Umweltschutz bestimmte Aussagen der Interviewpartner besonders sensibel wahrgenommen hast. Du reflektierst diese Einflussfaktoren offen und präsentierst deine Ergebnisse so, dass auch andere Forscherinnen und Forscher die Daten eigenständig interpretieren und zu ähnlichen oder abweichenden Einschätzungen kommen können.

Reichweite

Im Vergleich zur quantitativen Forschung stützen sich Gütekriterien qualitativer Forschung auf erheblich geringere Fallzahlen. Daher ist es relativ schwer, aus den Forschungsergebnissen verallgemeinernde Schlussfolgerungen zu ziehen.

In der quantitativen Forschung lassen sich Umfragen oder Studien gemäß dem Gütekriterium der Reliabilität reproduzieren. Das Gütekriterium der Reichweite stellt sicher, dass du bei der Replikation eines Interviews oder einer Gruppendiskussion ähnliche Ergebnisse erhalten würdest.

Beispiel: Reichweite

Du führst Interviews mit Studierenden einer bestimmten Universität durch und dokumentierst die Vorgehensweise so genau, dass andere Forschende an einer anderen Universität mit einer ähnlichen Studierendengruppe vergleichbare Interviews durchführen und zu ähnlichen Ergebnissen kommen könnten.

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6 Gütekriterien qualitativer Forschung nach Mayring (2016)

Neben den eben aufgeführten Gütekriterien gibt es noch andere Ansätze, beispielsweise den von Mayring (2016), der auch bei der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse mitgewirkt hat. In dem Ansatz für Gütekriterien qualitativer Forschung nach Mayring gibt es sechs Gütekriterien:

  • die Verfahrensdokumentation,
  • die Regelgeleitetheit,
  • die argumentative Interpretationsabsicherung,
  • die Nähe zum Gegenstand,
  • die kommunikative Validation und
  • die Triangulation.

Das zentrale Prinzip ist die empirische Verankerung, denn alle Ergebnisse sollen nachvollziehbar auf den erhobenen Daten beruhen. Im Folgenden stellen wir dir die sechs Gütekriterien nach Mayring (2016) näher vor.

Vor Beginn des Projekts wird der genaue Aufbau der Forschung geplant und dokumentiert. Dazu gehört die Definition des Forschungsgegenstandes, die Auswahl der relevanten Personengruppen (z. B. Altersgruppe, Bildungsgrad, politische Ausrichtung) und die Entscheidung über Methoden der Datenerhebung und -auswertung. Alle Schritte müssen genau verschriftlicht werden, damit die Ergebnisse nachvollziehbar bleiben.

Beispiel

Bevor du mit Interviews zum Thema «Studienabbruch» startest, hältst du schriftlich fest, dass du nur Studierende im dritten Studienjahr befragen möchtest und die Interviews leitfadengestützt auswertest.

Es werden feste Regeln für die Datenauswertung aufgestellt. Diese Regeln können im Verlauf des Projekts angepasst werden, müssen aber ebenfalls dokumentiert werden, damit die Vorgehensweise weiterhin transparent bleibt.

Beispiel

Du legst fest, dass du in allen Interviewprotokollen gezielt nach Aussagen zur „Zufriedenheit mit dem Studium“ suchst. Falls sich neue Themen ergeben, passt du die Suchkriterien an und dokumentierst diese Änderung.

Interpretationen der Daten müssen logisch begründet werden. Es ist wichtig, Gemeinsamkeiten und Unterschiede sorgfältig herauszuarbeiten und eigene Deutungen stets argumentativ abzusichern. Auch alternative Interpretationen sollen erwähnt und geprüft werden, nicht nur die eigene Hauptsichtweise.

Beispiel

Wenn mehrere Studierende in Interviews angeben, dass finanzielle Probleme ihr Studium beeinträchtigen, belegst du diese Interpretation durch direkte Zitate und erklärst auch, warum andere Erklärungen wie beispielsweise Prüfungsangst in deinem Material weniger relevant sind.

Die Begegnung mit den Untersuchungspersonen sollte möglichst in deren natürlicher Lebenswelt stattfinden oder dort, wo authentische und aufschlussreiche Informationen zu erwarten sind.

Beispiel

Anstatt Studierende in einem anonymen Online-Formular zu befragen, führst du persönliche Interviews direkt auf dem Campus, um möglichst authentische Antworten aus ihrer alltäglichen Umgebung zu erhalten.

Bevor Ergebnisse endgültig veröffentlicht werden, sollen die befragten Personen die Möglichkeit erhalten, die Interpretationen zu überprüfen. Sie können Missverständnisse korrigieren, was die Validität der Ergebnisse stärkt.

Beispiel

Nach der Auswertung deiner Interviews schickst du deinen Interviewpartnern eine Zusammenfassung ihrer wichtigsten Aussagen. So können sie Missverständnisse oder Fehlinterpretationen noch korrigieren.

Forschende sollen verschiedene Perspektiven und Methoden berücksichtigen, indem sie sich mit anderen Studien und Ansätzen vertraut machen. Ziel ist es, unterschiedliche theoretische Blickwinkel einzubeziehen und dadurch Schwächen einzelner Methoden auszugleichen sowie ein umfassenderes Verständnis zu gewinnen.

Beispiel

Neben deinen Interviews ziehst du auch frühere Studien und Umfragen zum Thema „Studienabbrüche“ heran. So kannst du überprüfen, ob deine Ergebnisse zu bestehenden Forschungsergebnissen passen oder neue Perspektiven aufzeigen.

Man kennt drei Gütekriterien qualitativer Forschung: Transparenz, Intersubjektivität und Reichweite.

Gütekriterien qualitativer Forschung sind dann erfüllt, wenn die gewählte Methode und deren Datenauswertung auch für Außenstehende verständlich ist. Außerdem müssen die Erkenntnisse bei der Durchführung einer ähnlichen Forschungsmethode zu denselben Ergebnissen führen.

Die Gütekriterien qualitativer Forschung sind Transparenz, Intersubjektivität, Reichweite.

Gütekriterien qualitativer Forschung sind nicht standardisiert und stellen einen größeren Spielraum für die subjektive Interpretation der erhobenen Daten zur Verfügung.

Bei der qualitativen Forschung geht es darum, neue Theorien und Modelle zu entwickeln. Statt eine große Anzahl von Menschen zu befragen, erhebt man nur eine begrenzte Menge an Daten.

Von

Lukas Günther

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Über den Autor

Lukas Günther hat seinen Bachelor an der Hochschule Mittweida im Studiengang „Angewandte Medien“ absolviert. Durch seine Studienrichtung „Sportjournalismus und Sportmanagement“ hat er bereits im Studium Erfahrungen mit dem Schreiben von verschiedensten Texten gemacht. Bei BachelorPrint ist Lukas verantwortlich für die kontinuierliche Weiterentwicklung des Wissensportals.

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Citation

Literaturverzeichnis

Günther, L. (2022, August 16). Gütekriterien qualitativer Forschung – Der Überblick. BachelorPrint. https://www.bachelorprint.ch/methodik/guetekriterien-qualitativer-forschung/ (abgerufen 21.05.2025)

Verweis im Text

Klammern
(Günther , 2022)
Im Text
Günther (2022)

Literaturverzeichnis

Günther, Lukas. 2022. "Gütekriterien qualitativer Forschung – Der Überblick." BachelorPrint, Retrieved Mai 21, 2025. https://www.bachelorprint.ch/methodik/guetekriterien-qualitativer-forschung/.

Verweis im Text

Klammern
(Günther 2022)

Literaturverzeichnis

Lukas Günther, "Gütekriterien qualitativer Forschung – Der Überblick," BachelorPrint, August 16, 2022, https://www.bachelorprint.ch/methodik/guetekriterien-qualitativer-forschung/ (abgerufen Mai 21, 2025).

Fussnoten

Kurzbeleg
Günther, "Gekürzter Titel."

Literaturverzeichnis

Günther, Lukas: Gütekriterien qualitativer Forschung – Der Überblick, in: BachelorPrint, 16.08.2022, [online] https://www.bachelorprint.ch/methodik/guetekriterien-qualitativer-forschung/ (abgerufen 21.05.2025).

Fussnoten

Vollbeleg
Günther, Lukas: Gütekriterien qualitativer Forschung – Der Überblick, in: BachelorPrint, 16.08.2022, [online] https://www.bachelorprint.ch/methodik/guetekriterien-qualitativer-forschung/ (abgerufen 21.05.2025).
Direktes Zitat
Günther, 2022.
Indirektes Zitat
Günther, 2022.

Literaturverzeichnis

Günther, Lukas (2022): Gütekriterien qualitativer Forschung – Der Überblick, in: BachelorPrint, [online] https://www.bachelorprint.ch/methodik/guetekriterien-qualitativer-forschung/ (abgerufen 21.05.2025).

Verweis im Text

Direktes Zitat
(Günther, 2022)
Indirektes Zitat
(Günther, 2022)
Im Text
Günther (2022)

Literaturverzeichnis

Günther, Lukas. "Gütekriterien qualitativer Forschung – Der Überblick." BachelorPrint, 16.08.2022, https://www.bachelorprint.ch/methodik/guetekriterien-qualitativer-forschung/ (abgerufen 21.05.2025).

Verweis im Text

Klammern
(Günther)
Im Text
Günther

Literaturverzeichnis

Nummer. Günther L. Gütekriterien qualitativer Forschung – Der Überblick [Internet]. BachelorPrint. 2022 [zitiert 21.05.2025]. Verfügbar unter: https://www.bachelorprint.ch/methodik/guetekriterien-qualitativer-forschung/


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