Hypothesen – Richtig aufstellen und formulieren

12.04.21 Allgemeines zur Methodik Lesedauer: 9min

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Schreibst du eine wissenschaftliche Arbeit? Dann musst du bestimmt eine Hypothese aufstellen. Das ist eine präzise, überprüfbare Vorhersage, die auf theoretischen Konzepten basiert. Sie dient als Basis für empirische Untersuchungen, indem sie Vermutungen bezüglich der Beziehungen zwischen verschiedenen Variablen formuliert. Nachfolgend erfährst du alles Wichtige zum Thema Hypothesen.

Hypothesen „einfach erklärt“

Unter dem Begriff Hypothese wird eine Annahme oder Vermutung verstanden, die man aufstellt, um eine bestimmte Beobachtung zu erklären. Dafür stellt man zuerst eine Frage, formuliert eine mögliche Antwort, also die Hypothese, darauf und macht danach eine Vorhersage, die getestet werden kann. Mithilfe eines Experiments wird dann überprüft, ob die Vorhersage eintritt. Zum Schluss werden die Ergebnisse analysiert, um zu erkennen, ob die Hypothese sich als richtig oder falsch erweist.

Definition: Hypothesen

Hypothesen sind Vermutungen, die noch unbewiesen sind. Sie stellen einen Zusammenhang zwischen einzelnen Phänomenen bzw. Variablen her. In vielen akademischen Arbeiten wird erwartet, dass Studierende innerhalb ihrer Methodik eine Hypothese aufstellen, um eine wissenschaftliche Eigenleistung zu erbringen. Folglich dient eine Hypothese dazu, einen bisher nicht näher erforschten Zusammenhang zu überprüfen und den bisherigen Erkenntnisstand auszuweiten.

Auch im Fachbereich der Statistik gehört der Umgang mit nicht bewiesenen Vermutungen zum Alltag dazu. Dabei werden empirische Daten mittels statistischer Testmethoden geprüft.

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Arten

Es gibt verschiedene Arten von Hypothesen. Hauptsächlich wird aber zwischen Unterschieds- und Zusammenhangshypothesen und gerichteten und ungerichteten Hypothesen unterschieden.

Hypothesen - Arten

Unterschieds- und Zusammenhangshypothese

Sowohl die Unterschieds- als auch die Zusammenhangshypothese bringen unterschiedliche Variablen in einen gemeinsamen Kontext. Allerdings wird nur bei der Unterschiedshypothese der Unterschied konkret definiert.

Unterschiedshypothese

Bei einer Unterschiedshypothese werden zwei oder mehr Gruppen miteinander verglichen, indem geprüft wird, ob es einen Unterschied zwischen den Gruppen gibt. Dabei muss es immer mindestens eine kategorische Variable, wie etwa das Bildungsniveau, das Geschlecht oder den Wohnort, geben. Die andere Variable ist dann ordinal skaliert und beinhaltet zum Beispiel das Körpergewicht, die Anzahl der eigenen Kinder oder das Gehalt.

Beispiele

  • Es gibt einen Unterschied im durchschnittlichen Blutdruck zwischen Menschen, die Sporttreiben und Menschen, die kein Sporttreiben.
  • Personen, die in städtischen Gebieten leben, haben eine höhere Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln als Personen, die in ländlichen Gebieten leben.
  • Es gibt einen Unterschied in der durchschnittlichen Leseleistung zwischen Grundschülern und Gymnasiasten.

Zusammenhangshypothese

Eine Zusammenhangshypothese wird verwendet, wenn der Zusammenhang oder die Korrelation zwischen zwei Variablen untersucht werden soll. Dafür werden mindestens zwei ordinal skalierte Variablen geprüft, um festzustellen, wie die Beziehung zwischen den einzelnen Variablen ist, beziehungsweise wie eine Variable die andere Variable beeinflusst.

Beispiele

  • Je mehr soziale Kontakte eine Person pflegt, desto höher ist auch die Lebenszufriedenheit dieser Person.
  • Je höher die Anzahl der täglich konsumierten Obst- und Gemüseportionen, desto besser ist der allgemeine Gesundheitszustand.
  • Je länger die tägliche Schlafdauer eines Menschen ist, desto höher ist seine Konzentrationsfähigkeit am nächsten Tag.

Beachte: Eine Zusammenhangshypothese hat meistens die Form „Je …, desto …“.

Gerichtete und ungerichtete Hypothese

Eine weitere Differenzierung kann durch gerichtete und ungerichtete Hypothesen stattfinden. Beide Arten bringen verschiedene Variablen in einen gemeinsamen Zusammenhang. Allerdings ist der Zusammenhang nur bei einer gerichteten Hypothese konkreter definiert.

Ungerichtete Hypothese

Die ungerichtete Hypothese stellt (mindestens) zwei Variablen in einen Zusammenhang. Das folgende Beispiel zeigt, wie sich eine ungerichtete Hypothese aufstellen lässt:

Beispiele

  • Die Anzahl der Fenster pro Klassenzimmer wirkt sich auf die Konzentrationsfähigkeit der Schüler aus.
  • Die Anwesenheit von verschiedenen Pflanzen in Büros hat einen Einfluss auf die Produktivität der Mitarbeiter.
  • Die Art der Musik, die im Hintergrund beim Einkaufen gespielt wird, beeinflusst das Einkaufverhalten der Kunden.

Gerichtete Hypothese

Eine gerichtete Hypothese konkretisieren den vermuteten Zusammenhang, indem der Einfluss einer unabhängigen Variable auf eine abhängige Variable in eine bestimmte Richtung geprüft wird.

Beispiele

  • Je größer die Anzahl an Fenstern pro Klassenzimmer, desto weniger Fehler machen die Schülerinnen und Schüler während der Klassenarbeit.
  • Je mehr Pflanzen Mitarbeiter in Büros haben, desto produktiver sind sie als Mitarbeiter in Büros ohne Pflanzen.
  • Je häufiger Kunden klassische Musik im Hintergrund hören, desto mehr Geld geben sie beim Einkaufen aus.

Alternativ kann auch eine Formulierung ohne «Je-desto-Satz» gewählt werden:

Beispiele

  • Die Fehleranfälligkeit der Schülerinnen und Schüler bei der Klassenarbeit wird durch eine größere Menge an Fenstern im Klassenzimmer reduziert.
  • Mitarbeiter, die in Büros mit Pflanzen arbeiten, sind produktiver als Mitarbeiter, die in Büros ohne Pflanzen arbeiten.
  • Kunden, die beim Einkaufen klassische Musik im Hintergrund hören, geben mehr Geld für ihre Einkäufe aus.

An den Beispielen erkennst du bereits, dass die Aussagen einer gerichteten Hypothese deutlich konkreter und präziser sind, als die Aussagen einer ungerichteten Hypothese.

Wichtig: Eine gerichtete Hypothese ist aussagekräftiger, überprüfbar und anschließend mit den Erkenntnissen anderer wissenschaftlicher Studien vergleichbar. Daher solltest du bei wissenschaftlichen Haus- und Abschlussarbeiten ausschließlich gerichtete Hypothesen aufstellen.

Hypothesen aufstellen

Beim Aufstellen von Hypothesen macht man eine Vermutung bzw. Annahme darüber, wie etwas sein könnte. Man denkt dann darüber nach, was passieren könnte, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.

Wenn du eine ausgezeichnete Hypothese aufstellen willst, kannst du sie von deiner Forschungsfrage herleiten. Die von der Forschungsfrage abgeleiteten Hypothesen sind konkreter, meist kleinschrittiger und helfen dir, die eigentliche Forschungsfrage zu beantworten. Du kannst eine oder mehrere Hypothesen aufstellen, um deine Forschungsfrage zu beantworten.

Mehrere Hypothesen solltest du dann aufstellen, wenn es sich anbietet, mehrere Zusammenhänge zu beleuchten, die sich gegenseitig ergänzen oder aufeinander aufbauen. Um verschiedene Hypothesen voneinander zu unterscheiden, werden sie nummeriert (H1, H2, H3, … Hn).

Vorgehensweise

Hypothesen - Relevante Phänomene

Überlege dir, welche Phänomene (Sachverhalte, Variablen etc.) für deine Forschungsfrage relevant sind – berücksichtige dabei die Theorie. Eine Hypothese solltest du nicht einfach so aufstellen. Begründe Hypothesen deshalb immer durch einen Theoriebezug.

Hypothesen - Zusammenhang

Entscheide anschließend, ob du einen Zusammenhang oder keinen Zusammenhang zwischen den gewählten Variablen annimmst. Achte auch darauf, dass es sich um Aspekte deines Themas handelt, die bisher kaum oder nicht erforscht sind.

Hypothesen - erste Version

Basierend darauf kannst du eine erste Version der Hypothese formulieren. Denke daran, dass es eine gerichtete Hypothese ist. Diese erste Version kannst du noch optimieren, bis alle wichtigen Kriterien erfüllt sind.

Wichtige Kriterien beim Aufstellen von Hypothesen

Die folgenden Kriterien müssen alle erfüllt werden, wenn du eine gute Hypothese aufstellen willst.

Die Hypothese ist allgemeingültig (nicht nur auf einen Einzellfall beschränkt).
Die Hypothese ist sachlich und objektiv (enthält keine persönliche Wertung).
Die Formulierung ist präzise und prägnant und daher leicht verständlich.
Jede Variable ist empirisch messbar und die Hypothese kann verifiziert beziehungsweise falsifiziert werden.
Die Hypothese ist theoretisch fundiert.
Bei mehreren Hypothesen gilt, dass die einzelnen Annahmen sich nicht widersprechen dürfen.

Generell musst du gewährleisten, dass die aufgestellte Hypothese nachprüfbar ist und eine sinnvoll begründete Antwort zulässt, die die in der Hypothese formulierten Annahmen verifiziert oder falsifiziert.

Hypothesen formulieren

Satzbau und Wortwahl beeinflussen die Qualität einer Hypothese. Bei der Formulierung von Hypothesen solltest du darauf achten, keine langen und verschachtelten Sätze zu schreiben. Auch sehr hochgestochene sowie umgangssprachliche Formulierungen sind zu vermeiden.

Versuche bei der Formulierung von Hypothesen möglichst objektiv und neutral an die Thematik heranzugehen und dich knapp und klar auszudrücken. Als grobes Ziel beim Formulieren von einzelnen Hypothesen kannst du dich an die Obergrenze von 20 Wörtern halten. Der formulierte Satz ist dann weder zu lang noch verschachtelt und stattdessen leicht verständlich.

Generell sollte anhand der Formulierung deiner Hypothese eindeutig hervorgehen, dass die aufgestellte Hypothese nachprüfbar ist und welche Ergebnisse du zu erwarten sind.

Folgende Beispiele illustrieren eine schlecht und eine gut formulierte Hypothese:

FALSCH

Die Aggressivität von Grundschulkindern, die im modernen Alltag häufig mit Werbung konfrontiert sind und diese daher in großem Umfang konsumieren, steigt mit zunehmendem Konsum ebendieser.

RICHTIG

Je mehr Werbung ein Grundschulkind konsumiert, desto aggressiver wird das Kind.

Hypothesen testen

Beim Aufstellen einer Hypothese geht es darum, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Deshalb musst du eine aufgestellte Hypothese auch testen.

Wichtig: Letztlich ist es unerheblich, ob sich deine Hypothese als falsch oder wahr herausstellt. Denn sowohl eine falsche als auch eine richtige Hypothese, bringt dich der Beantwortung deiner Forschungsfrage näher und lässt Raum für Interpretation.

Statistische Überprüfung

Bei der statistischen Überprüfung von Hypothesen werden zwei gegensätzliche Hypothesen aufgestellt: eine sogenannte Nullhypothese (H0) und eine Gegenhypothese (H1). Dabei wird die Vermutung, die du nachweisen willst, in der Alternativhypothese (H1) formuliert. Behalte das im Auge, wenn du für einen statistischen Test Hypothesen aufstellen willst.

Diese Punkte sind wichtig für die statistische Überprüfung:

  • Dieses Hypothesenpaar wird mit einem passenden Test überprüft. Hierbei stehen diverse Tests zur Auswahl. Welches Verfahren in deinem Fall das Richtige ist, hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Skalenniveau, der Zielgröße und der Einflussgröße ab.
  • Anschließend muss das Signifikanzniveau festgelegt werden. Damit gemeint ist die Wahrscheinlichkeit, die Nullhypothese fälschlicherweise abzulehnen. Im Studium wird das Signifikanzniveau häufig vorgegeben. Falls nicht, kannst du von 5 % ausgehen.
  • Dann geht es an die eigentliche Arbeit: Du sammelst die relevanten Daten. Aus ihnen berechnest du die Kennzahl und Prüfgröße (Teststatistik). Auch die Verteilung dieser Prüfgröße legst du fest. Anschließend berechnest du entweder den kritischen Bereich oder den p-Wert.
  • Im letzten Schritt prüfst du, ob du die Nullhypothese ablehnst oder beibehältst. Abzulesen ist das daran, ob der Prüfwert im kritischen Bereich liegt. Ist dies der Fall, kann die Gegenhypothese zunächst angenommen werden. Tut er das nicht, lässt sich keine sichere Aussage treffen.

Literarische Überprüfung

In einigen Fällen ist es möglich, auf bestehende Literatur zurückzugreifen, um eine Hypothese zu testen. Versichere dich bei deiner Hochschule, ob ein solcher Hypothesentest eine ausreichende Eigenleistung darstellt.

Einbau in die Abschlussarbeit

Eine Hypothese kann an mehreren Stellen in die Abschlussarbeit integriert werden: in der Einleitung, im empirischen Hauptteil sowie im Fazit:

Hypothesen aufstellen in der Einleitung

Hier erläuterst du die übergeordnete Forschungsfrage und konkretisierst sie mithilfe einer Hypothese. Auch die theoretische Einordnung darf dabei nicht fehlen.

Hypothesen aufstellen im empirischen Hauptteil

Hier prüfst du, ob deine Hypothese falsch oder wahr ist. Pro Hypothese kann es einen oder mehrere Prüfaspekte geben, die du der Reihe nachprüfst. Anschließend erstellst du zu jeder Hypothese ein Zwischenfazit.

Hypothesen aufstellen im Schlussteil

Hier geht es an die Reflexion der Ergebnisse. Du fasst alles erneut zusammen und prüfst, ob sich die entsprechende Hypothese falsifizieren oder verifizieren lässt und welche Gründe dafür vorliegen. Zudem erläuterst du, wie die Hypothese dir bei der Beantwortung der Forschungsfrage geholfen hat.

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Häufig gestellte Fragen

Eine Hypothese ist eine vorläufige Annahme für ein Phänomen oder eine Beobachtung, die wissenschaftlich überprüft werden kann. Sie bildet den Ausgangspunkt für weitere Forschung.

Ein Beispiel für eine Hypothese könnte sein: „Der regelmäßige Konsum von grünem Tee führt zu einer Senkung des Blutdrucks.“

Es gibt zwei Arten von Hypothesen: ungerichtete Hypothesen und gerichtete Hypothesen. Wenn du im akademischen Bereich eine Hypothese aufstellen willst, ist die gerichtete Hypothese die richtige Wahl.

Beim Aufstellen einer Hypothese musst du darauf achten, dass diese allgemeingültig, präzise, objektiv, messbar, widerspruchsfrei und theoretisch begründet ist.

Der Unterschied zwischen einer These und einer Hypothese liegt in ihrer Verwendung: Eine These ist eine Aussage oder Position, die in akademischen Arbeiten oder Debatten verteidigt wird, während eine Hypothese eine vorläufige Erklärung in der Wissenschaft ist, die durch Daten und Experimente getestet und überprüft werden soll.