Business Model Canvas – Geschäftsmodell visualisieren

30.03.20 Weitere Forschungsmethoden Lesedauer: 8min

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Business Model Canvas-01

Das Business Model Canvas ist eine Methodik zur Entwicklung und Optimierung von Geschäftsmodellen. Mithilfe dieses Tools kannst du das Unternehmenskonzept deines eigenen Start-Ups oder schon bestehender Unternehmen ganz einfach visualisieren und übersichtlich darstellen. Alles, was du über das Business Model Canvas wissen solltest, erfährst du hier.

Business Model Canvas «einfach erklärt»

Mit dem Business Model Canvas (BMC) kannst du Geschäftsideen einfach visualisieren und prüfen. Alle wesentlichen Elemente eines erfolgreichen Geschäftsmodells finden in diesem System ihren Platz und lassen sich schnell und problemlos weiterentwickeln.

Definition: Business Model Canvas

Das Business Model Canvas ist ein strategisches Management- und Lean-Startup-Template, das in insgesamt neun Felder (= Geschäftsmodellbausteine) aufgeteilt ist. Jeder dieser sogenannten Building Blocks ist ein wichtiger Bestandteil und steht für einen ganz bestimmten zentralen Geschäftsaspekt. So lässt sich eine Geschäftsidee…

  • …visualisieren,
  • dokumentieren und
  • überprüfen.

Werden Ideen und Ergebnisse auf Post-its in das Modell eingefügt, dann sind diese leicht zu verändern. Zudem werden Zusammenhänge schnell deutlich. Wird an einer Stelle etwas eingefügt oder entfernt, wirkt sich das auf das gesamte Unternehmen aus. Im Modell ist sofort erkennbar, ob einzelne Schwerpunkte miteinander kongruieren oder nicht.

Das Thema des Business Model Canvas eignet sich deshalb auch für wissenschaftliche Arbeiten.

Business Model Canvas vs. Business Plan

Business Model Canvas Business Plan
Inhalte Wichtigste Inhalte Ausführliche Erklärungen mit Details
Stil Stichpunkte Mehrseitiger Fließtext
Interne Funktion Vorarbeit für einen Business-Plan Darstellung des gesamten Geschäftsplans
Externe Funktion Vereinfachte Übersicht Überzeugung Banken und Investoren

Bedeutung für Unternehmen

Die Bedeutung des Business Model Canvas für Unternehmen ist vielschichtig.

  • Zunächst ermöglicht es eine klare, vereinfachte und zugleich kompakte Visualisierung des Geschäftsmodells, das oft verständlicher und einprägsamer ist als traditionelle Geschäftspläne. Diese Übersichtlichkeit kann dazu beitragen, die strategische Ausrichtung und Priorisierung innerhalb eines Unternehmens zu verbessern.
  • Da das Business Model Canvas ein einfaches und flexibles Werkzeug ist, ermöglicht es ein schnelles Iterieren und Testen von Geschäftsideen. Es ist ein ideales Werkzeug für Start-ups und Innovatoren, da es somit zur effizienten Entwicklung tragfähiger Geschäftsmodelle beiträgt.
  • Es fördert die Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb des Unternehmens. Die visuelle Darstellung des Geschäftsmodells kann dazu dienen, das Verständnis und die Einigung über bestehende Geschäftsmodelle unter den Teammitgliedern zu verbessern. So ist jeder über die Kernaktivitäten des Unternehmens informiert. Zudem ermöglicht es, die Stakeholder mit einzubinden, da dadurch eine gemeinsame Sprache und ein einheitlicher Bezugsrahmen geschafft wird.
  • Das Business Model Canvas trägt zum besseren Kundenverständnis bei, da der Fokus des Business Model Canvas auf den Wert liegt, den ein Unternehmen für seine Kunden schafft. Dadurch kann auch die Kundenzufriedenheit verbessert werden. Außerdem fördert es die Entwicklung eines erfolgreichen Geschäftsmodells und fördert die kontinuierliche Verbesserung der Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Business Model Canvas eine bedeutende Rolle für Unternehmen spielt, da es dazu beiträgt, Geschäftsmodelle zu visualisieren, zu testen und zu verbessern, die Zusammenarbeit zu fördern, die Kundenorientierung zu stärken und schließlich zur Erstellung nachhaltiger und wettbewerbsfähiger Geschäftsmodelle beizutragen.

Visuelle Darstellung

Die Anwendung des Business Model Canvas gestaltet sich ganz einfach. Das Geschäftsmodell wird Stück für Stück zusammengebaut, indem in jedem der neun Felder Ideen zum entsprechenden Bereich notiert werden.

Auf diese Weise kann ein Unternehmen die Dynamik im Geschäftsmodell sowie seine Wertangebote, Kundenbeziehungen, Vertriebskanäle, Kundensegmente, Schlüsselaktivitäten, Schlüsselressourcen, Schlüsselpartner, Kostenstruktur und Einnahmequellen in einer einzigen Grafik darstellen.

Das Geschäftsmodell sollte wie folgt strukturiert werden:

Business Model Canvas Felder
Business Model Canvas Vorlage
Herunterladen

Am besten funktioniert das Business Modell Canvas analog, wenn es auf einem großen Blatt Papier ausgedruckt wird. Dann hat man ausreichend Platz für die Ideensammlung in den einzelnen Feldern der Schlüsselfaktoren. Diese lassen sich auf Post-its notieren und einfügen.

So sieht man auf einen Blick, wie sich die einzelnen Ideen zu einem Modell zusammenfügen und ergänzen. Die Post-its können solange geändert werden, bis das gesamte Modell tragfähig ist. Arbeitet eine Gruppe gemeinsam am Business Model, ist es sinnvoll, wenn diese interdisziplinär zusammengesetzt ist.

Die neun Felder des Modells

Das gehört in die neun Felder des Business Model Canvas:

  • Kundensegmente (Customer Segments):
    Hier werden im Business Model Canvas die unterschiedlichen Zielgruppen notiert.
    Für wen sind die Unternehmenswerte interessant?
    Wie lassen sich die einzelnen Kunden erreichen?
    Wer sind die wichtigsten Kunden?
    Gibt es weitere Kundengruppen, die sich erschließen lassen?
  • Wertangebote (Value Proposition)
    Dreh- und Angelpunkt jedes Unternehmens ist der Nutzen, den das Unternehmen für die Kunden hat. Daher stehen die Wertangebote so zentral. Unter dem Stichwort «Value Proposition» werden die Werte des Unternehmens notiert, die sich mit den vorhandenen Ressourcen erreichen lassen. Bei den meisten Unternehmen handelt es sich um den Verkauf von Produkten.
    Welche Bedürfnisse der Kunden werden befriedigt?
    Welche Probleme der Kunden werden gelöst?
    Welchen Nutzen haben die Kunden von den Wertangeboten?
  • Kanäle (Channels)
    Damit sind die Kanäle gemeint, auf denen die Kunden von den Produkten oder Angeboten erfahren. Da sich heutzutage die Kanäle für Kommunikation und Marketing oft überschneiden, trifft das auf die beiden Schlüsselfaktoren Channels und Customer Relationships ebenfalls zu.
    Über welche Kanäle werden die Kunden erreicht?
    Auf welchen Wegen erhalten die Kunden ihre Produkte?
    Wie soll der Vertrieb funktionieren?
    Welche Ressourcen werden dafür benötigt?
  • Kundenbeziehungen (Customer Relationships)
    Hier geht es darum, welche Form von Kundenbeziehung gepflegt wird. Je nach Geschäftsmodell kann die Art der Kundenbeziehung unterschiedlich gestaltet werden.
    Wie lassen sich neue Kunden finden?
    Wie lassen sich Stammkunden an das Unternehmen binden?
    Wie gestaltet sich die Beziehung zu den Kunden im jeweiligen Business?
    Werden die Kunden persönlich in einem Ladengeschäft bedient oder werden ihre Fragen von einem Automaten im Internet beantwortet?
  • Einnahmequellen (Revenue Streams)
    Ohne Geld funktioniert kein Geschäftsmodell. In diesem Feld geht es um die entscheidende Frage, wie sich mit dem Geschäftsmodell Geld verdienen lässt. Das Business Model Canvas erlaubt, unterschiedliche Optionen durchzuspielen: Während sich mit einmaligen Zahlungen zwar schnell Geld generieren lässt, bringen Abonnements dafür längerfristigen Nutzen.
    Wie sehen die Einnahmequellen aus?
    Für was sind meine Kunden bereit zu zahlen und wie viel?
    Lassen sich Teile der Value Proposition vermieten oder als Lizenz vergeben
  • Schlüsselressourcen (Key Resources)
    Sollen Produkte oder andere Werte geschaffen werden, um sie zu verkaufen, werden dafür Ressourcen benötigt. Das können zum einen personelle Ressourcen sein, aber auch materielle Ressourcen wie Maschinen. Zu den Key Resources gehört aber auch Zeit. Diese wird nicht nur für die Herstellung benötigt, sondern auch für den Vertrieb und die Pflege der Kundenbeziehung.
    Was sind die wichtigsten Ressourcen, die zur Herstellung des Produkts/Wertes benötigt werden?
    Wer stellt das Produkt her?
  • Schlüsselaktivitäten (Key Activities)
    Hier will das Business Model Canvas wissen, über welche Kernkompetenz das Unternehmen verfügt und was die wichtigsten Tätigkeiten sind. Sind die Antworten gefunden, müssen sie mit den anderen Bereichen vernetzt werden. Hierbei ist besonders der Blick auf die vorhandenen Ressourcen wesentlich. In diesem Teil des Modells kann das gesamte Konstrukt gut durchdacht und immer wieder neu justiert werden.
    Mit welchen Aktivitäten lassen sich Kunden erreichen und damit Geld verdienen?
    Wie kann das geplante Unternehmen die vorhandenen Ressourcen möglichst effizient in Werte verwandeln?
    Welche Aktivitäten sind nötig, um Kunden zu erreichen?
    Mit welchen Aktivitäten lässt sich Umsatz generieren?
  • Schlüsselpartner (Key Partners)
    Soll ein Geschäftsmodell erfolgreich sein, kommt es nicht nur auf die eigenen Ressourcen an, sondern auch auf die wichtigsten Partner.
    Wer kann liefern?
    Wer hat das nötige Know-How?
    Was muss ein solcher Schlüsselpartner leisten?
    Gibt es Risiken bei der Wahl der Geschäftspartner?
  • Kostenstruktur (Cost Structure)
    Es wird wohl kaum eine Geschäftsidee geben, bei der keine Kosten entstehen. Besonders in den Bereichen der Schlüsselpartner, Ressourcen und Schlüsselaktivitäten wird in der Regel auch Geld für die Umsetzung benötigt. In diesem Teil werden die wichtigsten Ausgaben aufgelistet, die für die Umsetzung des Geschäftsmodells unverzichtbar sind.
    Welche Kosten kommen auf das Unternehmen zu?

Anwendungsbeispiel

Als Beispiel für ein einfaches Business Model Canvas kann ein Möbelhaus XY dienen, bei dem sowohl Privatleute als auch Geschäftskunden kaufen. Es gibt Möbel für Kinder, Jugendliche, Studenten, Familien, Erwachsene, Büros, Geschäfte, Restaurants und Hotels gleichermaßen.

  1. Das Kundensegment ist eine Zielgruppe jeden Alters, da es sich beim Möbelhaus um einen Markt für alle handelt (sowohl für Privatleute als auch für Unternehmen). Es gibt Möbel für jede Lebenslage und für jedes Geschäft.
  2. Das Wertangebot vom Möbelhaus XY ist eine funktionale Einrichtung, die für jeden Geldbeutel bezahlbar bleibt.
  3. Die Kanäle: Möbelhaus XY hat neben den Warenhäusern in vielen Städten auch eine Webseite mit einem Online-Shop.
  4. Die Kundenbeziehung: Neben dem persönlichen Service und der persönlichen Ansprache «Du» gibt es auch automatisierten Service. Außerdem geben die meisten Möbelhäuser eine Kundenkarte heraus, mit der die Kunden besser an das Unternehmen gebunden werden sollen.
  5. Die Einnahmequellen: Verkauf von Einrichtungsgegenständen aller Art.
  6. Die Schlüsselressourcen: Die Zulieferer, in denen die Möbel und alle anderen Gegenstände hergestellt werden und selbstverständlich auch das bei Möbelhaus XY arbeitende Personal als Humankapital.
  7. Die Schlüsselaktivitäten: Herstellung und Verkauf von Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen.
  8. Die Schlüsselpartner: Die Hersteller der Einrichtungsgegenstände, aber auch deren Zulieferer, sowie die Unternehmen, welche Möbelhaus XY bei der Expansion unterstützen.
  9. Die Kostenstruktur: Alles, was es beim Möbelhaus XY zu kaufen gibt, muss bei den Lieferanten bestellt und auch bezahlt werden. Manchmal fallen Kosten für den Import von Waren an. Aber auch das Marketing und die Löhne der Angestellten sind Kostenfaktoren.

Häufig gestellte Fragen

Mithilfe des Business Model Canvas (BMC) lässt sich eine Idee für ein Start-Up oder ein funktionierendes Geschäftsmodell nicht nur leicht visualisieren, sondern gleichzeitig testen und optimieren.

Die Grundlage für das Business Model Canvas bildet eine Übersicht, in der die jeweiligen Schlüsselfaktoren in die einzelnen Felder eingetragen werden. Er funktioniert sowohl analog als auch digital.

Sowohl als auch: Im Business Model Canvas wird das Geschäftsmodell kompakt visualisiert und entwickelt und im Business Plan wird dieses durch den Finanzplan und weitere wesentliche Details ausführlicher ergänzt.

Das Business Model Canvas wurde von Alexander Osterwalder entwickelt, er veröffentlichte es in seinem Buch «Business Model Generation».

Kurz gesagt:

  • Customer Segments
  • Value Proposition
  • Channels
  • Customer Relationships
  • Revenue Streams
  • Key Resources
  • Key Activities
  • Key Partners und
  • Cost Structure.