Schreibst du eine empirische wissenschaftliche Arbeit? Dann musst du Hypothesen aufstellen. Hier erfährst du wie das geht und was du sonst noch zum Thema Hypothesen aufstellen wissen musst.
Inhaltsverzeichnis
Definition: Hypothesen aufstellen
Hypothesen sind Vermutungen, die noch nicht bewiesen sind (vgl. Reinhold, 2000: 272). Sie stellen einen Zusammenhang zwischen einzelnen Phänomenen (Variablen) her.
In vielen akademischen Arbeiten wird erwartet, das Studierende Hypothesen aufstellen, um eine wissenschaftliche Eigenleistung zu erbringen. Folglich dienen Hypothesen dazu, einen bisher nicht näher erforschten Zusammenhang zu überprüfen und den bisherigen Erkenntnisstand auszuweiten.
Vor allem in empirischen Arbeiten wird verlangt, dass Studierende Hypothesen aufstellen. Hypothesen aufstellen gehört auch in der Statistik dazu. Dabei werden empirische Daten mittels statistischer Testmethoden geprüft.
Häufig gestellte Fragen
In empirischen wissenschaftlichen Hausarbeiten, Bachelorarbeiten oder Masterarbeiten musst du Hypothesen aufstellen und anschließend überprüfen. Damit erbringst du eine eigene wissenschaftliche Leistung. Denn jede Hypothese geht gezielt über den aktuellen Erkenntnisstand hinaus.
Es gibt zwei Arten von Hypothesen: ungerichtete Hypothesen und gerichtete Hypothesen. Willst du im akademischen Bereich Hypothesen aufstellen, sind gerichtete Hypothesen die richtige Wahl.
Eine These ist eine (kontroverse) Behauptung, die eine persönliche Wertung oder Interpretation enthält. Pure Tatsachenbehauptungen reichen für die Formulierung einer These nicht aus, da sie keinen Raum für argumentative Debatten lassen.
Im Vergleich zur These ist eine Hypothese konkreter und stellt einen Zusammenhang zwischen einzelnen Variablen her. Hypothesen sind sachlich-objektiv und empirisch messbar.
Wenn du Hypothesen aufstellen willst, solltest du sie nicht als Frage formulieren. Denn Hypothesen sind Vermutungen und damit Aussagen. Ein Konditionalsatz, der den Zusammenhang zwischen den Variablen klar ausdrückt, ist die korrekte Form. Hypothesen aufstellen kann man dann nach folgendem Prinzip: «Wenn X, dann Y» oder «Je X, desto Y».
In einer wissenschaftlichen Arbeit kannst du eine oder mehrere Hypothesen aufstellen, je nachdem, was besser zu Thema und Fragestellung passt. Die einzelnen Hypothesen werden nummeriert (H1 – Hn), um sie unterscheiden zu können.
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Arten von Hypothesen
Hypothesen aufstellen kann man auf zwei Arten. Sie werden gerichtete und ungerichtete Hypothesen genannt. Beide bringen verschiedene Variablen in einen gemeinsamen Zusammenhang. Allerdings ist der Zusammenhang nur bei gerichteten Hypothesen konkreter definiert.
Ungerichtete Hypothese
Ungerichtete Hypothesen stellen (mindestens) zwei Variablen in einen Zusammenhang. Folgendes Beispiel zeigt, wie sich ungerichtete Hypothesen aufstellen lassen:
Die Anzahl der Fenster pro Klassenzimmer wirkt sich auf die Konzentrationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler aus.
Gerichtete Hypothese
Gerichtete Hypothesen konkretisieren den vermuteten Zusammenhang, indem eine (abhängige) Variable von einer weiteren (unabhängigen) Variable beeinflusst wird. Folgendes Beispiel verdeutlicht es:
Je größer die Anzahl an Fenstern pro Klassenzimmer, desto weniger Fehler machen die Schülerinnen und Schüler während der Klassenarbeit.
Wenn du anders klingende Hypothesen aufstellen willst, kannst du auch eine alternative Formulierung ohne «Je-desto-Satz» wählen:
Die Fehleranfälligkeit der Schülerinnen und Schüler bei der Klassenarbeit wird durch eine größere Menge an Fenstern im Klassenzimmer positiv beeinflusst (reduziert).
Wichtig: Für die wissenschaftliche Arbeit solltest du gerichtete Hypothesen aufstellen. Sie sind aussagekräftiger, überprüfbar und anschließend mit den Erkenntnissen anderer wissenschaftlicher Studien vergleichbar. Daher solltest du bei Haus- und Abschlussarbeiten immer nur gerichtete Hypothesen aufstellen.
Eigene Hypothese aufstellen
Wenn du Hypothesen aufstellen willst, kannst du sie von deiner Forschungsfrage herleiten. Im Vergleich dazu sind Hypothesen konkreter, meist kleinschrittiger und helfen dir, die eigentliche Forschungsfrage zu beantworten. Du kannst eine oder mehrere Hypothesen zu diesem Zweck aufstellen. Mehrere Hypothesen aufstellen solltest du dann, wenn es sich anbietet mehrere Zusammenhänge zu beleuchten, die sich ergänzen oder aufeinander aufbauen. Um mehrere Hypothesen voneinander zu unterscheiden, werden sie nummeriert (H1, H2, H3, … Hn).
So gehst du vor:
Überlege dir, welche Phänomene (Sachverhalte, Variablen) für deine Forschungsfrage relevant sind. Beachte dabei die Theorie. Hypothesen aufstellen solltest du nicht einfach aus dem Bauch heraus. Sie müssen einen Theoriebezug haben. Literaturarbeit ist somit unvermeidbar, ehe du Hypothesen aufstellen kannst.
Entscheide anschließend, ob du einen Zusammenhang oder keinen Zusammenhang zwischen den gewählten Variablen annimmst. Achte auch darauf, dass es sich um Aspekte deines Themas handelt, die bisher kaum oder nicht erforscht sind.
Formuliere basierend darauf eine erste Version einer Hypothese. Denke daran, dass es eine gerichtete Hypothese ist. Diese erste Version kannst du noch optimieren, bis alle wichtigen Kriterien erfüllt sind.
Wichtige Kriterien beim Aufstellen von Hypothesen (vgl. Kornmeier 2008: 131):
Die Hypothese ist allgemeingültig (nicht nur auf einen Einzellfall beschränkt). |
Die Hypothese ist sachlich und objektiv (enthält keine persönliche Wertung). |
Die Formulierung ist präzise und prägnant und daher leicht verständlich. |
Jede Variable ist empirisch messbar und die Hypothese kann verifiziert beziehungsweise falsifiziert werden. |
Die Hypothese ist theoretisch fundiert. |
Bei mehreren Hypothesen gilt, dass die einzelnen Annahmen sich nicht widersprechen dürfen. |
Hier erfährst du, wie du deine Forschungsfrage formulieren kannst!
Hypothesen formulieren
Satzbau und Wortwahl beeinflussen die Qualität von Hypothesen. Um wertvolle Hypothesen aufzustellen, solltest du keine langen und verschachtelten Sätze schreiben. Auch sehr hochgestochene sowie umgangssprachliche Formulierungen sind zu vermeiden.
Versuche beim Formulieren von Hypothesen möglichst objektiv und neutral an die Thematik heranzugehen und dich knapp und klar auszudrücken. Als grobes Ziel beim Hypothesen aufstellen kannst du dich an die Obergrenze von 20 Wörtern halten. Der formulierte Satz ist dann weder zu lang noch verschachtelt und stattdessen leicht verständlich. Folgende Beispiele illustrieren gelungene und weniger gut gelungene Hypothesen.
Gelungen:
Je mehr Werbung ein Grundschulkind konsumiert, desto aggressiver wird das Kind.
Nicht gelungen:
Das Aggressivitätsniveau von Grundschulkindern, die im modernen Alltag vielfach mit Werbung konfrontiert sind und diese daher in nicht unerheblichen Umfang konsumieren, steigt mit zunehmendem Konsum ebendieser.
Hypothesen testen
Beim Aufstellen von Hypothesen geht es darum, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Deshalb musst du alle aufgestellten Hypothesen auch testen.
Wichtig: Im Endeffekt ist es unerheblich, ob sich deine Hypothesen als falsch oder wahr herausstellen. Denn beides bringt dich der Beantwortung deiner Forschungsfrage näher.
Statistische Überprüfung von Hypothesen
Bei der statistischen Überprüfung von Hypothesen werden zwei gegensätzliche Hypothesen formuliert: eine sogenannte Nullhypothese (H0) und eine Gegenhypothese (H1). Dabei wird die Vermutung, die du nachweisen willst, in der Alternativhypothese (H1) formuliert. Beachte das im Auge, wenn du für einen statistischen Test Hypothesen aufstellen willst.
Dieses Hypothesenpaar wird mit einem passenden Test überprüft. Zur Auswahl stehen diverse Tests. Welcher der richtige ist, hängt vom Skalenniveau der Zielgröße und Einflussgröße ab.
Anschließend muss das Signifikanzniveau festgelegt werden. Damit gemeint ist die Wahrscheinlichkeit, die Nullhypothese fälschlicherweise abzulehnen. Im Studium wird das Signifikanzniveau häufig vorgegeben. Falls nicht, kannst du von 5 % ausgehen.
Du sammelst deine Daten. Aus ihnen berechnest du die Kennzahl und Prüfgröße (Teststatistik). Auch die Verteilung dieser Prüfgröße legst du fest.
Anschließend berechnest du entweder den kritischen Bereich oder den p-Wert.
Im letzten Schritt prüfst du, ob du die Nullhypothese ablehnst oder beibehältst. Abzulesen ist das daran, ob der Prüfwert im kritischen Bereich liegt. Tut er das, hast du einen Nachweis, dass die Gegenhypothese stimmt. Tut er das nicht, lässt sich keine sichere Aussage treffen.
Hypothesentest durch Literatur
In einigen Fällen ist es möglich, auf bestehende Literatur zurückzugreifen, um Hypothesen zu testen. Versichere dich bei deiner Hochschule, ob ein solcher Hypothesentest eine ausreichende Eigenleistung darstellt!
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Hypothesen in die Abschlussarbeit einbauen
Hypothesen werden an mehreren Stellen in die Abschlussarbeit integriert: in der Einleitung, im empirischen Hauptteil sowie in der Schlussfolgerung:
Hypothesen aufstellen in der Einleitung: Hier erläuterst du die übergeordnete Forschungsfrage und konkretisierst sie mit der Hypothese. Auch die theoretische Einordnung darf dabei nicht fehlen.
Hypothesen aufstellen im empirischen Hauptteil: Hier prüfst du, ob deine Hypothesen falsch oder wahr sind. Pro Hypothese kann es einen oder mehrere Prüfaspekte geben, die du der Reihe nach durchgehst. Anschließend erstellst du zu jeder Hypothese ein Zwischenfazit.
Hypothesen aufstellen in der Schlussfolgerung: Hier geht es an die Reflexion der Ergebnisse. Du fasst alles erneut zusammen und gehst durch, welche Hypothesen sich falsifizieren oder verifizieren ließen sowie die Gründe dafür. Zudem erläuterst du, wie die Hypothesen dir bei der Beantwortung der Forschungsfrage geholfen haben.
Zusammenfassung
- In empirischen wissenschaftlichen Arbeiten müssen Studierende Hypothesen aufstellen, um eine wissenschaftliche Eigenleistung zu erbringen.
- Hypothesen knüpfen immer an die Theorie an und beleuchten einen Aspekt, der bisher kaum oder gar nicht erforscht ist.
- Wenn du Hypothesen aufstellen willst, kannst du sie von deiner Forschungsfrage herleiten.
- Hypothesen müssen diverse Kriterien erfüllen, unter anderem müssen sie objektiv und überprüfbar sein.
- Die Prüfung einer Hypothese erfolgt immer ergebnisoffen. Es spielt keine Rolle, ob eine Hypothese im Verlauf deiner Forschung verifiziert oder falsifiziert wird. Beide Ergebnisse bringen dich der Beantwortung deiner Forschungsfrage näher.
Genutzte Quellen
Kornmeier, Martin (2008): Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht: Für Bachelor, Master und Dissertation, Bern
Reinhold, Gerd (2000): Soziologie-Lexikon, München, Wien